Sonntag, 4. Dezember 2011

Einführung in die Quantenmechanik

Schaut man sich spannende Dokumentation über den Ursprung 'von Allem' an - z.B. Woher kommt die Welt? – Die Entstehung des Kosmos” - gelangt man eventuell an einen Punkt, wo man sich mit zunehmender Frustration am Kopf kratzt. Mir jedenfalls ergeht es oft genug so, denn es mangelt oft genug an Grundlagenwissen. Ist ja auch kein Wunder, wenn man früher im Physikunterricht schon bei der 'Theorie' der Schiefen Ebene nach 10 Minuten abschaltete. 
Es bedarf eines Grundverständnisses, bevor man sich im Detail mit der Heisenbergschen Unschärferelation, dem Doppelspalt-Experiment oder dem Gedankenspiel über 'Schrödingers Katze' auseinandersetzt. 
Ein Teil dieser selbst verschuldeten Lücke (damals war natürlich der langweilige Vortragsstil des Lehrers schuld ;-) ) lässt sich heute schließen - jedenfalls auf einem 'populärwissenschaftlichen' Niveau. Hilfreich dabei sind auch Radiosendungen wie die von Prof. Herbert Pietschmann (Institut für Theoretische Physik, Uni Wien), der im Oktober 2005 eine kurzweilige die Grundlagen der Quantenmechanik vermittelte.
  • Ich liebe zudem den 'Wiener Slang', muss dabei aber regelmäßig an einen (nicht böse gemeinten) Witz aus meiner eigenen Schulzeit denken:
    Ein Münchner und ein Wiener treffen sich am Waldrand, um Weinbergschnecken zu sammeln. Beide haben einen Korb mitgebracht und veranstalten spontan einen kleinen Wettbewerb: Wer hat nach 60 Minuten die meisten Schnecken? Kurzum, nach Ablauf dieser Stunde treffen die beiden sich wieder - der Korb des Münchners ist zur Hälfte gefüllt, aber der Wiener hat nur ein einziges Exemplar mitgebracht. Sein Freund aus München wird neugierig: "Was war los? Warum nur die eine?"
    Die Antwort des Wieners: "Ach du weist doch wie des is'... kaum hockt man sich hin - husch husch, san's fort...!"

Leben in der Quantenwelt?

Offenbar gelten die Prinzipien der Quantenmechanik nicht für nur den Mikrokosmos, sondern beeinflussen auch die makroskopische Welt. Viele Physiker glauben heute, diese Theorie treffe auf alles zu, ob groß oder klein. Erweist sich dies als zutreffend, dürfte sich unser Weltbild weitreichend verändern.
Die Gesetze der Quantenmechanik beherrschen danach nicht nur die Welt der Atome und Elementarteilchen, sondern liegen in größerem Maßstab auch der Natur zu Grunde. Vielleicht machen sich sogar Pflanzen bei der Fotosynthese oder Zugvögel bei der Orientierung typische Quanteneffekte zu Nutze. ( → "Leben in der Quantenwelt", Spektrum der Wissenschaft, 11/2011)

Nun aber zur Radiosendung:


Relativitätstheorie + Quantentheorie = Schleifen Quantengravitation?

Albert Einstein - ein, wenn nicht das Genie des 20. Jahrhunderts - hatte mit vielem Recht. Deshalb bildet seine Relativitätstheorie einen der Grundpfeiler unserer modernen Physik. Sie beschreibt die Gravitation (Schwerkraft) eingehend - während die ältere Physik Newtons noch als Näherungsmodell dient, weil es unserer alltäglichen Wahrnehmung eher zu entsprechen scheint.
Doch haben Einsteins Gleichungen ein Manko: sie lassen sich nicht auf die kleinsten Elementar-teilchen und deren Wechselwirkungen anwenden - und deshalb auch nicht auf das eigentliche Urknallereignis (als das Universum noch so winzig war, dass die sog. Quanteneffekte zum Tragen kamen.

Wendet man allgemeinen Relativitätstheorie und der Quantentheorie gleichzeitig auf Objekte dieser kleinsten Größenordnung an, entstehen Widersprüche.

In seinem Werk “Zurück vor den Urknall“  beschreibt der Astrophysiker Martin Bojowald “die ganze Geschichte des Universums” – aus der Sicht seiner neuen Theorie, welche den Urknall nicht länger als Anfang von Allem, sondern als Übergang betrachtet. 

Die Theorie der Schleifenquantengravitation (engl. loop quantum gravity), auch Loop-Quantengravitation oder LQG genannt, ist einer von mehreren Ansätzen, welche auf die  Vereinigung der Quantenphysik mit der allgemeinen Relativitätstheorie abzielen. Diese Vereinigung ist eine der größten Herausforderungen der heutigen Physik. Dabei wird der Raum als dynamisches quantenmechanisches Spin-Netzwerk beschrieben, das durch Diagramme aus Linien und Knoten dargestellt werden kann. Eine Konsequenz aus dieser Theorie wäre die Quantisierung von Raum und Zeit im Bereich der Planck-Länge (ca. 10−35 m) bzw. Planck-Zeit (ca. 10−43 s). Die Welt im Kleinsten verlöre die im Alltag angenommene Kontinuität.

Einen kurzen Überblick liefert dieses Video:

Mittwoch, 23. November 2011

Eurokrise & Zockertum: Rede v. Sahra Wagenknecht

Ich mag sie nicht besonders als Politikerin (als Frau gefällt sie mir sehr, mehr noch als MdB Agnes Krumwiede von den Grünen;-) - aber mit dem, was Sahra Wagenknecht in der u.a. Rede schon vor fast 1 1/2 Jahr en von sich gab, hat sie Recht.

Vor allem der Punkt, dass die politischen Parteien sich in unerträglicher Weise haben abhängig machen lassen von Spenden ("Landschaftspflege"), Lobbyismus und Einflüssen der großen Unternehmen und Branchenverbände, sollte uns alle sehr nachdenklich lassen.

Wenn die gewählten Volksvertreter die Interessen der Wirtschaft wahrnehmen, wer wahrt dann noch die vitalen Interesse und Bedarfe des 'Volks' - also jenen 97 Prozent von uns, die nicht mehr Geld haben, als man für 100 Lebensspannen benötigen würde...?
 


Zur zum EFSF-Abstimmung (Erweuterung des Euro-Rettungsfonds) äußerte sie sich im Bundestag am 29.09.2011 so:

 
Polemik ist in dieser Rede in ausreichendem Maße vorhanden. Manch einer wird sich auch an die politische Vergangenheit von Fau Wagenknecht und manche fragwürdige Aussage von ihr zu den 'Errungenschaften des DDR-Sozialismus' erinnern. Oder schlicht daran, sass sie 'links außen' im politischen Spektrum zu verordnen ist. 

Ja und? Ich persönlich bin alles andere als 'ein Linker', doch zu meinem Entsetzen sind die Linken und ein paar wenige Abtrünnige aus Grünen und SPD die einzigen Vertreter der Bundespolitik, die überhaupt noch die mehrheitliche Meinung der Menschen in Deutschland konzeptionell widerspiegeln.
Jaja, das nennt man nun abwertend und pauschal "populistisch", was in manchen Fällen sicher zutrifft. Doch aus den 'etablierten' Parteien, die angesichts der bestehenden Fünf-Prozent-Hürde als einzige 'wählbar' im Sinne von chancenreich sind, höre ich gerade in wirtchafts- und sozialpolitischen Fragen nichts, was von sozialer Ausgewogenheit und Vernunft zeugt. Leider.

Hätte man mir prophezeiht, ich werde mich einst auf Redeausschnitte der Linken fokussieren, so wäre meine Reaktion ein müdes Lächeln gewesen. Doch scheint es so, dass ich mit meiner Ablehnung der parteipolitisch geduldeten "Diktatur der Finanzmärkte" und Rating-Agenturen keineswegs alleine dastehe.

Nicht nur diesen Punkt spricht Gregor Gysi an, der eine 'Krise der Demokratie' diagnostiziert, die in der Abhängigkeit der Legislatur von Figuren wie Ackermann und Co. begründet sei. Ob die von ihm geforderten Maßnahmen ausnahmslos hilfreich sind, ist indessen diskutabel.

Ist die Mehrheit der Deutschen sich eigentlich darüber im Klaren, dass sie mit Inkrafttreten des erweiterten Rettungsschirm für fremde Schulden in Höhe über 200 Milliarden Euro haftet? Und das, nachdem knapp hundert Milliarden für die angeblich lebensnotwendige Rettung der Hypo Real Estate Bank eingesetzt wurden.


Bedingungsloses Grundeinkommen?

„Ein Einkommen ist wie Luft unter den Flügeln!" 

So  beginnt der Film. Sollte ein solches Grundeinkommen für jedermann bedingungslos gewährt werden - ohne die grundsätzliche Verpflichtung zur Arbeit zu implizieren?

Also ein wirtschaftlich-monetäres Bürgerrecht? Auch für jene, die nicht zu krank und zu alt sind, um zu arbeiten - der Einstieg in die ultimative Freizeitgesellschaft? Erosion des Leistungsprinzips?

Blödsinn. Ein solches Grundeinkommen untergräbt die Leistungsgesellschaft nur dann, wenn es 'zu hoch' ist, so dass Verdienst als Arbeitsmotivation für einen relevanten Bevölkerungsanteil der Bevölkerung entfallen würde (wobei Verdienst bei weitem nicht der einzige Motivationspunkt ist).

Zwar ist es unwahrscheinlich, dass ein hoher Prozentsatz der Menschen mit der Sicherheit eines BGE (Bedingungslose Grundeinkommen) dauerhaft zuhause bleiben würden. Sicher, ein paar von denen gibt es auch - doch glaube ich, dass unsere Volkswirtschaft sie verkraften kann. 


Eine sinnvolle Höhe läge m.E. bei 1.250 Euro für jeden erwachsenen Menschen.

Die Mehrzahl würde arbeiten wollen, um 1. mehr zu verdienen als jenes Grundeinkommen und 2. weil Arbeit dem eignen Leben eine Struktur und manchmal auch einen Sinn verleiht.
Doch es würden weniger Menschen krank vor Unzufriedenheit, weil die Notwendigkeit des Geldverdienens ihnen verbietet, Abstand von ihrer sinnentleerten, aufzehrenden Tätigkeit zu nehmen. (Sinn ist natürlich immer eine Frage der persönlichen Betrachtung). Manch einer würde eine Auszeit von einigen Monaten nehmen, um sich dann eine Tätigkeit zu suchen, in der er einen Sinn sieht bzw. die ihm ein gewisses Maß an persönlicher Wertschätzung zubilligt.

Etwas besorgt bin ich 'nur' in Bezug auf junge Menschen, von denen viele an einem Einstieg ins Berufsleben kein Interesse zu besitzen scheinen. Ohne dies zu pauschalisieren, ist Komasaufen, Chillen und Chatten bei 18-20-Jährigen heute deutlich beliebter als in den 80er Jahren. Liesse sich ein BGE unter solchen Voraussetzungen stabil halten und weitgehend steuerneutral finanzeren?

Vielleich würde ein Ansparmodell als Anchubfinanzierung Sinn machen? Wer mindestens 7 Jahre einer sozialversichrungspflichtigen Tätigkeit nachgeht, begründet dardurch seine Anwartschaft auf das BGE - das ist natürlich keine Komplettfinanzierung, sondern sollte eher dazu dienen, Jugendliche 'erst mal' in den Arbeitsprozess zu integrieren.

Und dann braucht es ein langfristig tragbares Finanzierungskonzept, das tragfähig und transparent sein muss: Für jedermann muss erkennbar sein, dass arbeitslose Bezieher des Grundeinkommens nicht die selbstverliebte Gemeinschaft der Werktätigen schädigt oder gar gefährdet.

Nicht zu vergessen: Wer das BGE als einziges Einkommen bezieht, muss davon seinen Lebensunterhalt bestreiten, d.h. er muss es den erhaltenen Betrag nahezu komplett wieder ausgeben. Damit 'pumpt' er (sehr vereinfacht) sein Geld in die Wirtschaft, anstatt damit z.B. auf Nahrungsmittelpreise zu spekulieren wie ein Teil der Heuschreckenfraktion. Kaufkraft und Binnennachfrage würden somit gestärkt.

Mein vorläufiges Fazit: Ein wirklich bedingungsloses Grundeinkommen hat weitaus mehr Vorteile als Schwächen. Doch es sollte auf Grundlage eines durchdachten Konzeptes eingeführt werden (also nicht wie der Euro als Grundlage einer faktischen Transferuniun).
Zu diesem Konzept gehört auch die Vermeidung von Ungerechtigkeiten: der staatlichen Unterstützung von Familien stehe ich durchweg positiv gegenüber - sie darf aber nicht soweit führen, dass Alleinstehende soweit benachteiligt werden, dass sie für Partner- und Kinderlosigkeit bestraft werden (z.B. durch erhebliche Wettbewerbsnachteile am Arbeitsmarkt).

Wie das geschehen könnte? Ein paar Antworten gibt der Film "Grundeinkommen":


.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Wasser auf dem Mond

Nicht wenige interessante Neuigkeiten nehme ich erst mit gehöriger Verspätung wahr ...naja, vielleicht bin ich ja nicht der einzige, dem es so geht..

Der Mond entstand, so nimmt man heute an, in der Frühzeit des Sonnensystems durch eine gewaltige Kollision eines großen Objektes mit der jungen Erde. Durch diesen Einschlag seien beide Himmelskörper geschmolzen, ein
Teil ihrer Trümmer sammelte sich in einer Erdumlaufbahn. Aus ihnen entstand schließlich der Mond. Alle leicht flüchtigen Stoffe, so glaubte man bis vor wenigen Jahren, müssten bei diesem Szenario verdampft sein. 

Nun ja, der Mond ist ein extrem trockener Körper. Dennoch konnten Wissenschaftler Sommer 2008 winzige Spuren von Wasser(bis zu 0,0046 %) in Apollo-Proben nachweisen. Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass bei der gewaltigen Kollision, durch die der Mond entstand, nicht das ganze
Wasser verdampft ist. (vgl. astronews, 07/2008)


Die Lunar-Prospector-Sonde Hinweise auf Wassereis in den
Kratern der Polarregionen des Mondes gefunden; dieses Wasser könnte aus Kometenabstürzen stammen. Da die polaren Krater niemals direkt von der Sonne bestrahlt werden, kann das Wasser dort nicht verdampfen - somit könnte dort nach wie vor im Regolith gebundenes Wassereis vorhanden sein.


Im September 2009 entdeckte die indische Sonde Chandrayaan-1 Hinweise auf größere Wassermengen auf dem Mond, und am 13. November 2009 bestätigte die NASA: Daten der LCROSS-Mission lassen auf größere Wasservorkommen auf dem Mond schließen .

Im März 2010 gab der US Geological Survey bekannt, dass bei erneuten Untersuchungen der Apollo-Proben bis zu 0,6 % Wasser gefunden wurden - mit einem Verhältnis der Wasserstoffisotopen, welches deutlich von den Werten irdischen Wassers abweicht. 

Im Oktober 2010 ergab eine weitere Auswertung der LCROSS- und LRO-Daten, dass viel mehr Wasser auf dem Mond vorhanden ist als früher angenommen. Und Chandrayaan-1 fand alleine am Nordpol des Mondes Hinweise auf mindestens 600 Millionen onnen Wassereis

Der Einschlag einer Raketenstufe der NASA im Cabeus Krater nahe dem Südpol des Mondes vor einem Jahr
ermöglichte Planetologen weitere Untersuchungen der Zusammensetzung seines Oberflächenmaterials. 

Diese erweist sich als deutlich komplexer ist als bisher angenommen: "nicht nur Wasser, sondern auch Hydroxylionen, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Ammoniak, freies Natrium" sowie "Spuren von Silber." Zudem konnten bei den flüchtigen Bestandteilen Rückschlüsse auf ihre Herkunft gezogen werden. (Einzelheiten auf Spektrum.de, 22.10.2010)

"Cabeus Crater (left) as imaged by the Diviner instrument
 on the Lunar Reconnaissance Orbiter."

"Wasser ist Leben" (auf dem Mond?)

Erwartungsgemäß wurde seit Bekanntwerden dieser Fakten wieder lebhafter über die Existenz einzelliger Lebensformen auf dem spekuliert. Lächerlich? Das vielleicht nicht ...aber äußerst unwahrscheinlich: 

Wasser alleine reicht noch nicht aus: vier Kriterien entscheiden über Lebensfreundlichkeit:

das Vorliegen eines Lösungsmittels (z.B. flüssiges Wasser) elementare Bausteine (wie Aminosäuren), geeignete Umweltbedingungen (pH-Wert, Temperatur, Druck) sowie eine nutzbare Energiequelle (z.B. Sonnenlicht). Auf dem Mond stellen das Fehlen einer 'echten' Atmosphäre und die beträchtlichen Temperaturschwankungen insoweit ausgesprochen ungünstige Anfangsbedingungen dar.




Mondbeobachtung

Um auf dem Mond zu 'navigieren (und zu den betrachteten Objekten kontextsensitiv eine kurze Beschreibung zu erhalten, anstatt nur rumzuklicken), eignet sich der Virtual Moon Atlas ziemlich gut:
  1. Software-Download (Rel. 6.0) 
  2. Update auf Rel.6.1 (etwas weiter unten, auf derselben Seite) 
  3. Sprachmodul deutsch (DL-Bereich Translations, hier die Ergöngung f. Windows) 
  4. je nach Wunsch zusätzliche Texturen (250m/120m/60m Sichthöhe) herunter laden

Screenshot (Zoom ohne zus. Texturen):


Screenshot mit zus. Textur LRO WAC High resolution 120m/pixel und eingestelltem Overlay 'Clementine Real colors':

Noch detailliertere (aber nicht unbedingt bessere) Aufnahmen mit Zoom auf 20 m Sichthöhe bietet die Quickmap von ACT für mehrere Objekte unseres Sonnensystems. Für den Mond können mehr als 300 Terabyte abgerufen werden: target.lroc.asu.edu/q3/



***
Nachtrag (Juni 2015): Tief im Saturnmond Enceladus befinden sich offenbar heiße Quellen am Boden eines
unterirdischen Ozeans. Das schließt zumindest ein internationales Forscherteam von der Universität von Colorado in Boulder aus der Analyse von Partikeln eines Saturnrings. Die Studie, ist der erste, allerdings indirekte Hinweis auf aktuelle hydrothermale Aktivität jenseits der Erde. Somit stehen auf diesem Mond die Chancen für die Existenz außerirdischen Lebens um einiges besser. (n-tv, März 2015)

Mittwoch, 12. Oktober 2011

David Icke und sein Streifzug durch esoterische Untiefen

Was erhält man, wenn man so ziemlich alle menschlichen Urängste und Alptraum-Inhalte durchmischt und in einem System phantastischer Verschwörungsthesen strukturiert? Keine Ahnung, aber so oder so ähnlich dürften die Bücher von David Icke entstanden sein.
Wenige Angehörige im Umfeld von Esoterik und Verschwörungstheorien polarisieren in gleichem Maße wie dieser Ex-Fussballprofi, Ex-BBC-Reporter sowie Ex-Mitglied der britischen Grünen.




David Icke, 2008

Der 'Verschwörungstheoretiker' David Icke (er nennt sich selbst so) berichtet von Illuminaten, Freimaurern und der von George W. Bush ins Leben gerufenen PNAC.  Bis hierhin erinnern seine Ausführungen an Gedankengänge des Hackers Karl Koch, dessen Leben im Film "23 - Nichts ist so wie es scheint" verfilmt wurden.

"Erwähne bloß nicht die Reptilien..."

Bisweilen gibt David Anlass zu einem verständnisvollen Schmunzeln. Er berichtet gerne von Einladungen in "seröse Talkshows", wobei deren Produzenten vor seinem Auftritt eine dringliche Bitte geäußert hätten: Er möge doch seine Thesen über eine geheime Weltverschwörung etc. ausbreiten - aber "bitte nicht das Zeug mit den Echsen". Denn das gehe eindeutig zu weit.
Ich stelle mir vor, wie jene Produzenten sich gewunden haben: als Quotenbringer eignet sich der Ex-Fußballer und Ex-Fernsehmoderator allemal, denn er hat eine ziemlich große Fangemeinde. Nur lässt er sich ausgesprochen schlecht steuern - was mir fast widerwilligen Respekt abnötigt.
Icke nimmt die Realität insoweit wahr, als er mit vollem Bewusstsein Spott und Gelächter auf sich zieht: Trotz aller Bitten und Warnungen spricht er offen von Lebewesen, die unter der Erdkruste leben, "reptiloiden Gestaltwandlern" an der Spitze von Politik und Gesellschaft, von Lemuria und Atlantis sowie der drohenden weltweiten Gehirnwäsche bis hin zu einer ‘realen Matrix’.


"Sumerische, pädophile Echsen-Faschisten"…

In Bezug auf einzelne Mutmaßungen wirkt Icke mitunter durchaus glaubwürdig auf mich, was mir eine Einschätzung seiner Person nicht gerade erleichtert. Seine Aussagen über die ‘große Verschwörung’ der sog. Shapeshifter aber sind sehr weit entfernt von dem, was mir auch nur im Ansatz vorstellbar erscheint. Diese Gestaltwandler seien seit mindesten 700 Jahren unsere Anführer und entstammten alle den gleichen Blutlinien. Sie seien durch Geistwesen einer anderen Dimension gesteuert, den eigentlichen Urhebern der großen “Weltverschwörung"...

In der Bibel, so Icke, werde erzählt, dass sich die Gottessöhne mit den Frauen der Menschen paarten (Genesis 6,1-4). Dies sei einer von vielen Hinweisen auf die sumerischen Blutlinien
 halb-göttlicher Herrscher (jedenfalls lässt sich die biblische Schöpfungsgeschichte z.T. auf ältere Schriften aus Sumer zurückführen). In Wahrheit handele es sich bei diesen Halbgöttern um außerirdische Wesen, die den damaligen Menschen technisch weit überlegen gewesen seien.
Nichtvorhandensein jeglicher Empathie (Mitgefühl) sei ein weiteres, über alle Generationen vererbtes, genetisches Merkmal dieser Gruppe.

Seit damals sei es diesen reptiloiden Aliens gelungen, jene hybriden Blutlinien (europäische Königshäuser, aber auch Familiendynastien wie die Bushs oder Rothschilds) zu besetzen, die bis heute die Anführer von Staaten und Konzernen stellten. D. Icke setzt noch eins drauf: Diese Menschen mit hybridem Genom sind nicht Herr ihrer selbst, wenn sie Machtpositionen (auch mit Hilfe der von ihnen gegründeten Geheimlogen und -orden) besetzen ...sondern sie werden wie Marionetten durch Geistwesen einer anderen Dimension kontrolliert, die auf diese Weise auch Kontrolle über den gesamten Planeten ausübten ...gewissermaßen per Fernsteuerung…


Immerhin dämmert mir allmählich, woher Rudi Berners Gedankengut (‘Auf ein Wort‘) stammen könnte - auch dem Buchautor und 'Ex-Magier' Berner vermag ich ein Stück seines gedanklichen Weges zu folgen – bis an die Stelle, wo auch er von der Unterwanderung der Menschheit durch Aliens (die bei ihm Anunnaki heißen) anfängt.

"Systematische Reduzierung der Weltbevölkerung"

Ickes Ausführungen zur ‘Matrix’ im Sinne einer holografischen Realität oder auch zur Manipulation durch multinationale Konzerne wirken dagegen beinahe plausibel. Diese Manipulation geht für ihn jedoch so weit, dass er von einer systematischen Vergiftung der Menschheit spricht, die schon im Säuglingsalter von wenigen Monaten beginne ...durch Impfungen, Geschmacksverstärker, Flour-Beimischungen in Zahnpasta und natürlich genetisch veränderte Nahrungspflanzen. Geplant sei sogar, allen Menschen einen RFID-Chip einzupflanzen, um sie zu überwachen. All dies habe den höheren Zweck, unser wahres, unendliches Bewusstsein zu unterdrücken, das weit über die Begrenzungen unseres Körpers hinausreiche.

Icke veranschaulicht seine Sichtweise durch einen Vergleich mit einem Fernseher, welcher potenziell viele verschiedene Programme ausstrahlen kann, auch wenn unsere Wahrnehmung auf einen kleinen Teil der gesamten Realität begrenzt ist.

“Der Körper ist nur ein Fahrzeug für unser Bewusstsein.” Wir selbst aber bestehen aus mehr als der wahrgenommenen körperlichen Identität. Innerhalb dieses Paradigmas leuchtet ein, dass jene multidimensionalen Herrscher uns um so leichter beherrschen können, wenn wir uns auf die physische Identität und deren Bedüfnisbefriedigung reduzieren lassen.
Auf groteske Nummern wie die Idee von menschliches Blut trinkenden Aliens (um die humanoide Gestalt zu erhalten) will ich erst gar nicht eingehen…

Einen recht guten Überblick über den Lebensweg von David und seine Buch für Buch gewachsenen Themenfelder gibt nachfolgendes Interview:


Was vermag ich selbst mit David Icke anzufangen?

Persönlichkeiten wie Icke oder David Wilcock erfassen möglicherweise Elemente (oder besser: Facetten) einer tieferen Wahrheit, die ich zwar nicht pauschal ablehne, zu der ich aber keinen eigenen Zugang habe - weder rational noch intuitiv. Sie scheitern m.E. aber in ihren Erklärungsversuchen und Interpretationen – vielleicht erliegen sie dem Drang nach fortgesetzter Aufmerksamkeit (weshalb sie meinen, sich in ihren Phantasien immer weiter steigern zu müssen?).

Warum ich nicht alles pauschal als Humbug abtue, was David Icke von sich gibt: 


Zunächst einmal: der Mann ist weder dumm noch 'verrückt' ...und gar nicht soo selten äußert er Gedanken, über die nachzudenken sich lohnt. Ein Beispiel:

"Wir sind nicht unser Körper; wir sind unendliches Bewusstsein, das mittels des Körpers eine Erfahrung durchläuft. 
Über unendlich ließe sich streiten, doch abgesehen davon stimme ich mit dieser Aussage überein.
Zweitens versuche ich dem Grundsatz 'Misstraue dem Offensichtlichen' zu folgen - und bin ich mir eines Umstandes bewusst: 
Eine Aussage muss nicht allein deshalb unwahr sein, weil sie das Maß des Vorstellbaren übersteigt ...dies zeigt sich sowohl in der Geschichte wissenschaftlichen Fortschritts als auch menschlicher Greueltaten. (Was Hitler und seine NS-Schergen der Menschheit antun würden, hätte vor 1933 kaum jemand für möglich erachtet, und doch wurden die durch ihn veranlassten Verbrechen und Genozide zum entsetzlichen Teil unserer Realität.)

Der Annahme Ickes, dass menschliches Denken vielfach nur in von außen vorgegebenen, wenngleich unerkannten Grenzen stattfinde, begegnen wir auch bei anerkannten Autoren – sie könnte sich einst sehr wohl als wahr erweisen. Zumindest in der Zukunft, denn die uns umgebenden, manipulativen Einflüsse nehmen eher zu als ab.


Andererseits ist kaum eine der Thesen des David Icke wirklich neu: Vieles wurde Jahrzehnte zuvor schon von Däniken, Sitchin und anderen ausgebreitet. Seine Behauptung, der gesamte Mond sei ein Wahrheit ein riesiges Alien-Raumschiff, kennt zumindest 
aus SciFi-Romanen wie denen von David Weber. Andere Mystery-Autoren wie 
Fred und Glenn Steckling ("Wir entdeckten außerirdische Basen auf dem Mond"mutmaßen in ihrer relativen Bescheidenheit nur, auf dem Mond befinde sich ein uraltes, abgestürztes Raumschiff.

Icke's Bezugnahme auf Matrix veranschaulicht sein Vorgehensschema:
"Wir leben in einem Virtual-Reality-Universum, wie es symbolhaft und sehr anschaulich in der Filmtrilogie „Matrix" dargestellt wurde, obgleich die Wirklichkeit noch weit darüber hinausgeht."
Kann es sein, dass David Icke seine mal esoterischen, mal unglaublichen Ideen von anderen aufgreift, neuartige Verbindungen zwischen den einzelnen Thesen zieht und das Resultat an empfängliche Teile einer Gesellschaft vermarktet, in der 'Ablenkungsthemen' so gefragt sind wie nie zuvor? 

Okay, mir selber könnte man nun entgegenhalten, dass ich auch nichts anderes tue, als fremde Ideen und Gedanken in mein eigenes Paradigma zu 'assimilieren' - wodurch jenes Paradigma ggf. erweitert werde (Akkomodation und Assimilation nach Piaget). Das stimmt vermutlich, aber mein Anspruch ist es, Zusammenhänge selber zu verstehen. Icke dagegen sieht sich als Vordenker - der seiner Leserschaft dazu verhilft, ihren "
Intellekt zu öffnen", damit sie sich "mit dem größeren Ich verbinden und auf Ebenen zugreifen, auf denen Verständnis, Erkenntnis und Gewahrwerden sich weiten" - und mit seinen Buchverkäufen nicht schlecht verdient. Bei David Icke finde ich 'von allen etwas', sei es 'Seth' (Jane Roberts), Petschers 'Holofeeling', Michael Talbot's holographisches Universum, Zecharia Sitchin/E.v.Däniken oder gar der alte Sigmund Freud. Sogar neurobiologische Erkenntnisse verarbeitet er:
"Die physische Welt, die Sie als außerhalb von sich wahrnehmen, existiert (in dieser Form) nur in Ihrem Gehirn. 
Klar. Schon wegen unserer begrenzten bzw. selektiven Sinneswahrnehmung (z.B. bestimmter Spektralbereiche des Lichts und eingeschränkter Schallfrquenzen) können wir die Außenwelt nicht so sehen/hören/fühlen/schmecken/ertasten, wie sie in ihrer Gesamtheit ist - von den Verarbeitungsprozessen ("Dekodiersysteme") des Gehirns ganz zu schweigen. Um dies einzusehen, muss aber niemand Texte von D.Icke lesen, denn dies wurde schon zu meiner Zeit in der 7. oder 8. Schulklasse vermittelt.
Spannender (aber ebenfalls nicht neu) ist da schon die Aussage:
"Das Buch, das Sie gerade betrachten, existiert in seiner scheinbar „physischen" Form nur in Ihrem Gehirn."
Will Icke uns damit sagen, die materielle Außenwelt existiere gar nicht, 'jedenfalls nicht so, wie wir sie wahrnehmen'?  Vermutlich, schließlich hat er nicht umsonst von virtueller Realität und Matrix angefangen. Der Intellekt sei gewissermaßen die Schnittstelle zwischen uns (=Bewusstsein) und dieser Illusion der Stofflichkeit "dort draußen".
"Der Intellekt nimmt die Wirklichkeit in Form von Getrenntheit, Struktur, Sprache, Hierarchie, Gesetzen, Zeit, Baum und Individualität wahr. Das ist seine Aufgabe - dem Bewusstsein die Erfahrung solcher Dinge zu ermöglichen."
Das Problem ist nur, dass die Menschen sich so vollständig mit dem Intellekt und dessen Wahrnehmungsweise identifizieren, dass sie glauben, sie seien ihre Erfahrung. Dadurch verliere sich die 'eigene' Kreativität und Einzigartigkeit in der universalen Software, die allen Computern gemein ist.

Bis hierhin mag das Gesagte strittig sein, aber nicht notwendigerweise falscher, irreführender Unfug. 
Doch dann: 
"Generation um Generation sind wir manipuliert worden, um [unsere Einzigartigkeit] zu vergessen, und zwar von dem Netzwerk der sich ausschließlich untereinander kreuzenden Familien, mit deren Enthüllung ich mich jetzt schon seit Jahren befasse."
Diese üblen Gestalten wissen nicht nur, "wie wir die Realität erschaffen"- ihr Ziel bestehe darin, uns im Intellekt fest- und vom Bewusstsein fernzuhalten. 
"In diesem Zustand werden wir als Masse kontrollierbar. Sie fixieren uns auf der Wahrnehmungsebene des Intellekt- Körper-Computers und programmieren gezielt die Wirklichkeitswahrnehmung des Computers, indem sie die uns erreichenden Informationen und elektrochemischen Einflüsse steuern."
Und damit ist David Icke in seinem Metier angekommen, der Projektion allen Übels auf einige wenige Verursacher - die stets 'die anderen' sind. Leider verwirren mich Widersprüchlichkeiten in diesen Aussagen: wen würden physisch existente Familien und deren Manipulationsversuche interessieren, sofern wir (unser Bewusstsein) uns doch in einer selbst erschaffenen Realität befänden?

Für seine Kritiker hat der Meister milden Spott übrig:
"Ich muss immer unwillkürlich lächeln, wenn ich Kommentare höre wie: 'Icke ist verrückt', als Reaktion auf Ansichten, die, was Verrücktheit angeht, nicht einmal in derselben Liga spielen wie diese Wirklichkeit. 'Icke ist über- geschnappt!' Ach ja? Denken Sie, das ist Luft, die Sie da gerade atmen?"
Ob eine andere Person 'ver-rückt' von einer pathologisch relevanten Störung betroffen sein könnte, vermag ich nicht zu beurteilen - schon gar nicht 'aus der Ferne', indem ich ihre Bücher lese.
Als unangenehm empfinde ich vielmehr: mir wird beim Lesen von Icke's Texten regelrecht schwindelig ...diese Nebenwirkung tritt ansonsten kaum auf, eigentlich gar nicht. Wie auch immer, allzu lange sollte man sich m.E. nicht in diese gedanklichen Abgründe begeben - selbst wenn ein kleiner Teil davon der Realität nahe kommen mag...

Samstag, 21. Mai 2011

Erich von Däniken: "Tomy und ich"

Ziemlich enttäuschende Schilderung einer Begegnung mit einem Außerirdischen

Erich von Däniken ist ein Schweizer Schriftsteller auf dem Themengebiet Prä-Astronautik. Er wurde bekannt durch Bücher und Filme, die sich mit früheren Besuchen von Ausserirdischen auf der Erde beschäftigen. Seine Bücher wurden in 32 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von 62 Millionen verkauften Exemplaren erreicht. 

Die Hauptthese Dänikens, nach der Außerirdische die frühen Kulturen der Menschheit mehrfach besucht und beeinflusst haben und zum Teil als Gottheiten verehrt wurden (oder sich selbst als solche inszenierten), fasziniert mich nach wie vor. Dabei sind mir die Gegenargumente der Naturwissenschaft deutlich bewusst, etwa hinsichtlich der in sinnvollen Zeiträumen kaum überbrückbaren Entfernungen.

In seinem Roman 'Tomy und der Planet der Lüge' berichtet Däniken 2006, er habe (bereits im Jahre 1987) Kontakt mit einem Außerirdischen gehabt, der vor seinen Augen einen menschlichen Körper materialisiert habe ("mein Ebenbild, nur 30 Jahre jünger").
Der Titelzusatz "Planet der Lüge“ kommt nicht von ungefähr: Däniken nutzt die Schilderung dieser vierwöchigen Begegnung auch dazu, einen großen Teil der menschlichen Gesellschaft (mit wenigen Ausnahmen) als verlogen, unehrlich und falsch zu charakterisieren...'Tomy' sei entsetzt gewesen über die Falschheit und Verlogenheit vieler Menschen.

"Der Planet ist wunderbar, ... Ihr Menschen seid grauenhaft."

Wäre eine Welt voller Menschen mit schonungslosem Wahrheitswillen eine bessere? Schwer zu sagen. Auch mag man hinterfragen, wie ehrlich der an Buchverkäufen nach wie vor sehr interessierte Däniken zu sich selbst und zu anderen ist. Immerhin werden frühere Irrtümer von ihm selbst inzwischen freimütig eingeräumt. Für EvD-Kritiker ist das Buch über 'Tomy' der naheliegende Versuch, den Sensationscharakter seiner Sachbücher nun in Romanform nochmals zu steigern.-


'Tomy' wird beschrieben als 'normalerweise körperlos', gewissermaßen eine intelligente Energieform, welche imstande sei, mit Materie zu interagieren und sie zu manipulieren. Wer einen menschlichen Körper materialisieren kann, ist auch in der Lage andere Menschen mit oder gegen deren Einverständnis zeitweilig zu 'übernehmen' ...eine Funktionalität, von der Tomy reichlich Gebrauch macht.

(Warum er knapp 20 Jahre gewartet habe, der Öffentlichkeit von Tomy zu berichten, erklärt EvD so: Als Sachbuchautor habe er sich nicht seinen Kritikern durch seine 'so unglaubliche, phantastische Geschichte' ausliefern und der Lächerlichkeit preisgeben wollen. Inzwischen sei er aber 'steinalt' und das ganze Gerede sei ihm heute gleichgültig. Zudem, erfährt man zum Ende der Erzählung, sei Däniken von den schweizerischen Behörden zur Verschwiegenheit vergattert worden, für 20 Jahre.)

      Und weshalb gerade er, schon damals ein bekannter Bestsellerautor, auserwählt worden sei für diese Begegnung: Mitten in der Wüste habe er nachts den Sternenhimmel betrachtet und tiefe Sehnsucht verspürt, von einem Außerirdischen kontaktiert zu werden. Dieser Gedanke wurde wenig später von Tomy nahe dem Sternensystem Vega ge- und spontan erhört...Nun ja, wenn ein Außerirdischer eine derartige Kontaktaufnahme plante, würde er sicherlich jemand Aufgeschlossenes wählen.)

Mich erinnert 'Tomy' stark an den gleichfalls multidimensional präsenten Seth aus den Büchern von Jane Roberts. (Vgl. Einführung in ihr deutschsprachig übersetztes Buch The Nature of Personal Reality). Die Wesenheit „Seth“, die mit Hilfe von Roberts Körper im Trancezustand kommuniziert, bezeichnet sich demnach selbst als „multidimensionaler Energiepersönlichkeitskern“, der mehrere Inkarnationen als durchlaufen habe sich nun in einer einer geistigen Welt höherer Realität befinde.   
Anders als EvD hat Jane Roberts immer die Möglichkeit in Betracht gezogen, bei Seth handele es sich um die Personifizierung eines überbewussten Teils ihres normalen Selbst, entstamme also ihrem Unterbewusstsein.)  
Die in mehr als 500 Sitzungen aufgezeichneten Ausführungen 'Seths' gehen sehr, sehr viel tiefer als Dänikens 'Erlebnisbericht', der in weiten Teilen die Merkmale eines James-Bond-Abenteuers aufweist. Beim Lesen dieser zwar spannenden, aber ach so 'irdischen' Schilderung wurde ich zunehmend ungeduldig. Zu viele Nebensächlichkeiten für einen Roman, dessen Protagonist eine außerirdische Intelligenz ist. 
Ich bilde mir ein, dass ich ein vierwöchiges Zusammensein mit einem gutmütigen, mental und spirituell überlegenen Außerirdischen anders genutzt hätte - vor allem hätte ich Mühe darauf verwendet, mehr zu erfahren über die Ursprünge des Menschen, das Wesen und die (Un)Endlichkeit von Bewusstsein, Tod und Wiedergeburt und die Multidimensionalität unseres 'Persönlichkeitskerns'...
Einige dieser Fragen werden zwar in EvD's Buch über Tomy thematisiert. Im Vordergrund stehen leider jedoch Geheimdienstattacken und als Unfall getarnte Mordversuche feindseliger Geheimdienste. Dafür hätte ein einziges Kapitel gereicht, halt als Rahmenstory. 

Unpassend auch die langatmigen Beschreibungen von Freskenmalereien byzantinischen Charakters in der Tokali-Kilise-Kirche ...einschließich deren aus Tuffgestein geschlagenen Sitzbänke...seitenlang geht das. 
In einem dem SciFi-Genre zuzuordnenden Roman über einen Außerirdischen auf der Erde interessieren mich die touristisch-archäologischen Eindrücke Dänikens eher am Rande!

Dieser Aspekt des Abschweifens begründet einige Unsicherheit hinsichtlich der Wahrhaftigkeit von Dänikens Alien-Begegnung: Sich detaillierte Ausführungen einer imaginären (hochintelligenten und beinahe allwissenden) Alien-Persönlichkeit auszudenken, ist vergleichsweise mühselig - aber eine gewisse Seitenanzahl war wohl vom Verlag gefordert. Also wird drauf los fabuliert, was das Zeug hält... oder sind meine Erwartungen etwa überzogen?


Immerhin erzählt der Erich seinen Mitreisenden lang und breit über alles, was er über Außerirdische herausgefunden habe - als ein solcher neben ihm sitzt: 
"Schweigend hörte er (Tomy) zu, in seinem Gesichtsausdruck und um seine Lippen jenes undefinierbare Lächeln,das nicht zu durchschauen war..."
Erst daraufhin wird EvD eines besseren belehrt, als Tomy ihn 'übernimmt',  sich mit seinem Bewusstsein vernetzt. Das Erlebte sei unbeschreiblich, selbst für einen Schriftsteller. Wie dem auch sei ... geschildert wird unter anderem 
  • ein unvorstellbar großes und präzises Wissen dieser Lebensform, wie es nur durch den Zugriff auf eine große Anzahl vernetzter Bewusstseinseinheiten denkbar sei,
  • Wogen von Glück, die mit menschlichen Sinnen nicht nachfühlbar sind,
  • körperlose Fortbewegung (unendliche Weiten und Geschwindigkeit), telepathische Kommunikation und Unverletzlichkeit gegenüber Temperaturen, Strahlung etc.
  • sinnliche Wahrnehmung (bildhafte Eindrücke, Musik, Gerüche) ohne den Gebrauch physischer Sinnesorgane, 
  • die visionshafte Beobachtung bizarrer Raumschiffe von unvorstellbaren Ausmaßen, 
  • ungeahnt große Zuneigung durch außerirdische Lebensformen, die alles andere als humanoid sind,

  • die 'absolute Relativität' von Raum und Zeit...
Däniken erzählt auch von der Passage durch ein Schwarzes Loch (ohne Zeitverzug?) und dem Erkennen, dass alle Sonnensysteme, die von Schwarzen Löchern aufgesogen werden, an einem anderen Ort in Raum und Zeit ausgespuckt werden und dort einen neuen Urknall bewirken. "Somit es gibt nicht den einen Urknall, der zur Entstehung des Universums führte, sondern millionenfache Urknalle, die dauernd irgendwo im Universum ablaufen. Galaxien vergehen und entstehen ununterbrochen..."


Multidimensionalität und Pantheismus

All diese Eindrücke münden in eine zentrale Erkenntnis (wie man sie auch auf Webseiten und in Büchern belesener Esoteriker findet): 
Wir alle sind universelle (nicht an eine bestimmtes Erscheinungsbild gebundene) Lebensformen, die jenseits von Raum und Zeit miteinander und untereinander verbunden sind und ungeachtet ihrer Individualität eine Einheit bilden. ('Alles ist mit Allem verbunden'). Jedes Individuum verfügt über Zugang zum Wissen und  zu den Erinnerungen aller universalen Lebensformen - lediglich in unserer körperlichen Lebensspanne ist dieser Zugang unterbunden oder zumindest stark eingeschränkt, weil wir sonst 'überschnappen würden'.
Nun endlich (etwa im letzten Viertel des Buches) stellt Däniken einige der wirklich interessanten Fragen an Tomy und erhält folgende Antworten:
  • Reinkarnation sei eine Tatsache: allen Menschen, zu denen intensive Empfindungen wie Liebe oder Haß verspürt werden, sei man in einem früheren Leben begegnet.
    Jede Lebensform besitze ihren eigenen, unverwechselbaren Nukleus (Persönlichkeitskern - vergleiche Jane Roberts bzw. 'Seth'), der von Leben zu Leben weiterlaufe. Man sei gut beraten, für alle Menschen, durch die einem selbst Schlechtes widerfahren sei, zu beten und den "grandiosen Geist des Universums" um Vergebung für ihre Taten zu bitten.
  • Das gesamte Universum sei wie eine ineinander verschachtelte Holografie; alles sei mit allem verbunden,und die Zeit existiere nur für die Materie und die Schwingung aus ihr. Während jeder Mensch und jede andere bewusste Lebensform lediglich einen mikroskopischen Bestandteil eines ('unseres') Universums darstelle, umfasse Gott (der 'grandiose Geist der Schöpfung', der immer da gewesen sei und ewig existiere) die Gesamtheit aller jemals entstandenen Universen und somit und die immerwährende Schöpfung. 
  • "Gott existierte längst, als es uns zu geben begann." Dieser Gott besitzt freilich eine anderes Kaliber als jene für 'Gottheiten' gehaltene Aliens, die unsere Erde nach Erichs Auffassung mehrfach besucht hatten. Eine Übereinstimmung mit mosaischen Gottesvorstellungen bestehe nur in der Vorstellung von einem allmächtigen Schöpfer als Urheber von Allem was ist, ausgehen.
    Die Erbsünde und die Erschaffung (sowie die spätere Erlösung) einer 'mit Fehlern behafteten Menschheit' wird in dieser, dem außerirdischen Tomy zugeschriebenen Gottesvorstellung als unlogisch verneint, denn: "Hier verwechselt Ihr Ursache und Wirkung. Daß die Stammeltern eine Sünde begehen würden, mußte Gott in seiner Zeitlosigkeit von vornherein wissen."
Angesichts des unendlichen Universums, das sich dauernd erneuert, stelle sich die Frage nach einem persönlichen Gott überhaupt nicht. "Diese Schöpfung ist nun mal da, wir und alles um uns herum sind Bestandteil der Schöpfung. An diese Stelle setzten wir den 'grandiosen Geist der Schöpfung' ".   
[Diesen Terminus verwendet EvD auch außerhalb dieses Romangschehens relativ häufig. Und Tomys Ausführungen hätte sich ein mäßig gebildeter Leser mit ein wenig Rechercheaufwand selbst erarbeiten können. Nun finde ich den schriftstellerischen Ansatz, die eigene Weltsicht in einer fiktiven Rahmenhandlung zu verpacken nicht so schlecht - so hält man Leser bei der Stange und hilft ihnen über trockene, aber für notwendig erachtete Passagen hinweg. Bei dieser Gelegenheit lassen sich auch noch eigene Erfahrungen mit den lieben Mitmenschen ein- und abarbeiten. Dass EvD von diesen oft mies behandelt und (zu Unrecht) herabgewürdigt wurde, daran besteht kein Zweifel...seine Ufo-Recherchen und das gesamte Präastronautik-Thema passen bestimmten Kreisen so gar nicht in den Kram. Bei alledem sollte halt kein Zweifel aufkommen können, ob es bei dieser Rahmenhandlung sich um Fiktion oder eine persönlich-reale Erinnerung des Autors handelt..]
Im Gegensatz zur christlichen Theologie und weit verbreitetem Volksglauben sei dieser grandiose Geist keinesfalls zuständig für menschliches Leid, Kriege und Naturkatastrophen - folglich sei es ein Fehler, das Phänomen 'Gott' mit einer Person zu identifizieren. Der 'grandiose Geist der Schöpfung' sei vielmehr der Ursprung von Allem in der Zeitlosigkeit des Universums.
Inzwischen sollten Intellekt und Geschichtskenntnis uns befähigen, die Geschichte mit der Erbsünde und der Erlösung als unzutreffend zu erkennen. Doch bei vielen Menschen werde der Verstand vom Glauben überrumpelt, denn Glaube akzeptiert eine unbewiesene Gewissheit gegen jede Vernunft. So könne man sich leicht belügen und sich selbst einreden, im Reiche Gottes sei selbst das Unmögliche möglich.-
(So ähnlich könnte es auch mit der Existenz von Aliens laufen, insoweit diese ebenfalls auf einer unbewiesenen Gewissheit beruht.)
  • Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie wird von Tomy dahingehend ergänzt bzw. präzisiert, dass um den Raum herum unendlich viele Dimensionen (also nicht nur 11 wie in der M-Theorie vorgeschlagen) existieren, die alle gleichzeitig vorhanden sind. Daher seien auch Zeitreisen möglich, ohne ein Paradoxon auszulösen - denn eine Zeitmaschine wechsele auf ihrer 'Reise' in einer andere Dimension:
"Neben diesem Raum, in dem wir uns gerade unterhalten, liegen Trillionen anderer Räume, nur den Bruchteil eines Nano-Millimeters von uns entfernt. Dort existieren Menschen wir Ihr, sie diskutieren wir Ihr, sind aber dennoch nicht die genau gleichen. In der anderen Dimension könntest Du Deinen Urgroßvater umbringen, doch dieser Urgroßvater ist nicht derselbe Ur-großvater wie derjenige aus Deiner Dimension..."
Im Universum existiert also eine unvorstellbar große Anzahl von Realitäten dicht nebeneinander, d.h. gleichzeitig. Ein Hologramm könne eine ungefähre Vorstellung davon vermitteln. 


Wenn es sich gelohnt hat, dieses Buch zu lesen, dann allein wegen der Ausführungen in dieser Passage - ob diese Worte nun von einem Außerirdischen oder aus Dänikens eigener Gedankenwelt stammen. 
Alsbald wird es wieder 'profan':

Und der Erich hat doch Recht...

Danikens präastronautische Thesen werden durch seinen einzigartigen Besucher bestätigt und präzisiert (keine wirkliche Überraschung): 16 Besuche in den vergangenen 500.000 Jahren - für zwei dieser Besuche könne man noch heute objektive Beweise finden. WO? Welcher Art?? Das würde mich am meisten interessieren.
Die letztgültige, unwiderlegbare Evidenz der außerirdischen Kontakte und Einflüsse resultiere aus der heutigen Beschaffenheit des menschlichen Genoms.

Damit bestätigt Tomy natürlich die These aus EvD-Büchern, unser Genom sei nicht bloß durch Evolution verändert worden, sondern in bedeutender Weise auch durch zielgerichtete Eingriffe von Außerirdischen. Diese sollen vor Jahrtausenden der DNA primitiver Hominiden ein Upgrade verpasst haben. Hinweise darauf fänden sich in vielen alten Mythen, den altindischen Veden sowie auch im A.T. - 'Götter schufen den Menschen ihrem Bilde nach'. Etwa im Jahr 2012 werde es den Genetikern wohl möglich sei, diese Manipulation nachzuweisen. (Zecharia Sitchen und seine 'menschliche Sklavenrasse' lassen grüßen...)


Leider ist damit fürs erste Schluss mit Alien-Wissen und die Alle-Welt-verfolgt-uns-Story geht weiter. Rückkehr in die Schweiz und die Problematik, Tomy seiner Frau vorzustellen.


Die Tomy zugeschriebene Bewertung unseres sozialen Systems trifft sicherlich zu: die menschliche Gesellschaft sei in einem System gefangen, das nicht erlaube, Dinge öffentlich auszusprechen, solange sie unvernünftig scheinen, d.h. solange die Zeit dafür noch nicht reif ist. (Auch dieser 'Zeitgeist der Verlogenheit' wird von Däniken in vielen Büchern und Filmen kritisiert.)
Es existiere zwar eine gewisse Meinungsfreiheit - doch solange die Mehrheit (oder die Meinungsführer) einen Gedankengang nicht nachvollziehen können, besteht kein Interesse an neuen Erkenntnissen, welche im Widerspruch zum gängigen Wahrnehmungsfilter stehen. Wer dennoch die Kraft besitzt, das eigene, unkonventionelle Wissen öffentlich zu machen, landet sehr bald im Abseits - indem er der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Der Bezug liegt nahe:

"UFOs haben gefälligst nicht zuexistieren und wer sich für sie stark macht, muß a priori ein Trottel sein." Dasselbe gelte für archäologische Funde, soweit diese der gängigen Geschichtsinterpretation widersprechen, welche nun mal keine Aliens in der Antike vorsieht.
"Diese "Vernünftigen", wenn auch durch und durch pseudowissenschaftlich, hängen sich stets das Mäntelchen der Wissenschaftlichkeit um,bedienen sich der Methoden der Verunglimpfung und Ausgrenzung und beteuern bei jeder unpassenden Gelegenheit ihre Seriosität."
Neues, vermeintlich unvernünftiges Wissen wird erst akzeptiert, wenn es unwiderlegbar geworden ist. Kollektive Verdrängung geht einher mit gelenkter Desinformation - Chancen zu einer Trendwende ergeben sich denkbar selten. Braucht es eine überlegene Intelligenz von außerhalb, um dies zu realisieren? 

Die andere Seite der Medaille: Ein fortschrittlicher Wissenschaftler, als der EvD sich sieht, nimmt schon mal die Opferrolle ein und verwechselt berechtigte Kritik mit einer Verschwörung gegen ihn persönlich und sein vom Geiste der Aufklärung beseeltes Lebenswerk...


Tomy's Abschied

Während des gemeinsamen Aufenthaltes in der Schweiz habe Tomy insgesamt 34 'wichtige' Personen weltweit aufgesucht (mental 'übernommen')... allesamt Wissenschaftler, Politiker, Kleriker. Einige von ihnen seien nach telepathischen Experimenten erschrocken und hätten an ihrem Verstand gezweifelt. 
Während sich im Laufe dieser unfreiwilligen Kontakte sein Menschenbild ('ein Haufen verlogener, scheinheiliger Rechthaber') bestätigt habe, habe Tomy bei den erwählten Exemplaren einen Sinneswandel herbeigeführt: 

In den folgenden Jahren sei daraus eine intensive Korrespondenz mit Däniken hervor gegangen, die zur Gründung eines informellen Clubs "der nicht-lügenden Menschen" führte. 
Eine weitere Wirkung dieser 'freundlichen Übernahmen': Wissenschaftler und Journalisten, nahmen den Erich endlich ernst und verteidigten sogar seine Ansichten sogar. Rückblickend habe er eine deutlich wohlwollendere Haltung in Gelehrten- und Journalistenkreisen erfahren. Schade, dass keine Namen genannt werden, ohne die es erneut bei einem subjektiven Eindruck bleibt. BundeskanzlerInnen und US-Präsidenten scheinen sich nicht darunter zu befinden, obwohl Politgrößen sich als Multiplikatoren bestens geeignet hätten...

Tomy hält an seinem Fazit über das menschliche Wesen weiterhin fest:
"Wir Menschen, so Tomy, mögen zwar auf unsere Weise interessant sein, doch insgesamt unehrlich. 
'Ein Planet der Lüge, der mir jede Freude an diesen Wesen stiehlt. Immerhin habe ich auch wunderbare Menschen kennenlernen dürfen'."
Die quälende Geheimdienststory findet ihr jähes Ende, als eine Agentin - die typisch unbelehrbar-böse Romanfigur -den Körper des Außerirdischen mit einem Elektroshocker tötet und dabei auch selbst ihr Ende findet. 
Doch die Kommunikation zwischen Erich und Tomy wird erwartungsgemäß fortgesetzt: beide Individuen befinden sich einstweilen in Erichs Körper.
Tomy's auf 'künstlichem' Wege materialisierter Körper zerfällt binnen weniger Stunden in seine chemischen Elemente - fast unspektakulär. 

Der endgültige Abschied steht bevor - denn ein erneuter Besuch auf der Erde sei ausgeschlossen, wie der Außerirdische in einer Zwiesprache mit Erichs Bewusstsein erklärt: "Ich würde diesen Planeten unter den Myriaden von Sonnensystemen nie mehr finden. Denke an das holographische Universum." Ach so.

Dass Tomy's 'Geist' (also seine eigentliche Erscheinungsform als intelligentes, körperloses Energiewesen) vom physischem Tod unbeeindruckt bleibt und weiterexistiert, könnte als Hinweis darauf verstanden werden, was uns Menschen erwarten mag, wenn wir sterben.
Hier bestehen sicherlich Parallelen zu 'David Bowman' aus der ab 1968 verfilmten Trilogie 'Odyssee im Weltraum' (die Filme mit dem Supercomputer HAL9000 und den schwarzen Monolithen...) von Arthur Clarke, jedenfalls sind die Fähigkeiten und der Wissensvorsprung der späteren Energieform ("David Bowman ist ein Teil von dem, was ich jetzt bin") mit Tomy durchaus zu vergleichen.
Aus dieser Analogie allein lässt sich natürlich nicht schließen, bei Dänikens Bericht handele es sich gleichfalls um eine aus der Ich-Position erzählten Science Fiction-Story. Beide Bücher weisen lediglich ähnliche Vorstellungen ihrer Verfasser über Gott, die Existenz von außerirdischen Lebensformen sowie dem Ursprung und Beschaffenheit des Universums auf.-

Es liegt auf der Hand, dass vieles von Tomy's Ausführungen nicht völlig neu ist, nicht mal für mich. Inwieweit Erich von Däniken den Besuch von Tomy auf der Erde sowie dessen Auswirkungen - insbesondere auf das Leben des Bestsellerautors - als subjektive Erinnerung ehrlich wiedergegeben hat, vermag ich nicht zu beurteilen.
Stellenweise schimmert durch, wie sehr Däniken sich durch seine tumben und verlogenen Zeitgenossen verletzt und gedemütigt sieht. Rechnet der Autor so mit seinen Kritikern und Gegnern ab - gestützt und projizierend auf die unempfindlichere Persönlichkeit eines Außerirdischen?

Alles nur erfunden? Das sagt sich so leicht in der Absicht, persönliche Erlebnisse abzuwerten, die nun einmal nicht objektivierbar sind. Ein umstrittener Schriftsteller, der zeitlebens um Glaubwürdigkeit und Akzeptanz kämpft, bindet seine Ehefrau, seine Familie und seinen engsten Freundeskreis in eine erfundene Story ein? Viel Aufwand für eine Rechtfertigungs- und Vermarktungsstrategie, deren Bedarf nach millionenfach verkauften Büchern kaum mehr besteht.

Belassen wir es dabei, dass die Wahrheit im Auge des menschlichen oder nicht-menschlichen Betrachters liegt.

---

Unser Leben gleicht der Reise
Eines Wandrers in der Nacht;
Jeder hat in seinem Gleise
Etwas, das ihm Kummer macht.

Aber unerwartet schwindet
Vor uns Nacht und Dunkelheit,
Und der Schwergedrückte findet
Linderung in seinem Leid.

Mutig, mutig, liebe Brüder,
Gebt das bange Sorgen auf;
Morgen steigt die Sonne wieder
Freundlich an dem Himmel auf.
Darum laßt uns weitergehen;
Weichet nicht verzagt zurück!
Hinter jenen fernen Höhen
Wartet unser noch ein Glück.

(Beresina-Lied v. Thomas Legler, 1782-1835)


---
Wen die grundsätzliche Vereinbarkeit von Relativitätstheorie und Zeitreisen im Detail interessiert, mag darüber bei Kurt Gödel nachlesen. Der Gödelsche Unvollständigkeitssatz Dessen Habilitationsarbeit 'Über formal unentscheidbare Sätze der Prinzipia Mathematica und verwandter Systeme', wird in diesem Kontext von EvD bzw. Tomy erwähnt.