Mittwoch, 23. November 2011

Bedingungsloses Grundeinkommen?

„Ein Einkommen ist wie Luft unter den Flügeln!" 

So  beginnt der Film. Sollte ein solches Grundeinkommen für jedermann bedingungslos gewährt werden - ohne die grundsätzliche Verpflichtung zur Arbeit zu implizieren?

Also ein wirtschaftlich-monetäres Bürgerrecht? Auch für jene, die nicht zu krank und zu alt sind, um zu arbeiten - der Einstieg in die ultimative Freizeitgesellschaft? Erosion des Leistungsprinzips?

Blödsinn. Ein solches Grundeinkommen untergräbt die Leistungsgesellschaft nur dann, wenn es 'zu hoch' ist, so dass Verdienst als Arbeitsmotivation für einen relevanten Bevölkerungsanteil der Bevölkerung entfallen würde (wobei Verdienst bei weitem nicht der einzige Motivationspunkt ist).

Zwar ist es unwahrscheinlich, dass ein hoher Prozentsatz der Menschen mit der Sicherheit eines BGE (Bedingungslose Grundeinkommen) dauerhaft zuhause bleiben würden. Sicher, ein paar von denen gibt es auch - doch glaube ich, dass unsere Volkswirtschaft sie verkraften kann. 


Eine sinnvolle Höhe läge m.E. bei 1.250 Euro für jeden erwachsenen Menschen.

Die Mehrzahl würde arbeiten wollen, um 1. mehr zu verdienen als jenes Grundeinkommen und 2. weil Arbeit dem eignen Leben eine Struktur und manchmal auch einen Sinn verleiht.
Doch es würden weniger Menschen krank vor Unzufriedenheit, weil die Notwendigkeit des Geldverdienens ihnen verbietet, Abstand von ihrer sinnentleerten, aufzehrenden Tätigkeit zu nehmen. (Sinn ist natürlich immer eine Frage der persönlichen Betrachtung). Manch einer würde eine Auszeit von einigen Monaten nehmen, um sich dann eine Tätigkeit zu suchen, in der er einen Sinn sieht bzw. die ihm ein gewisses Maß an persönlicher Wertschätzung zubilligt.

Etwas besorgt bin ich 'nur' in Bezug auf junge Menschen, von denen viele an einem Einstieg ins Berufsleben kein Interesse zu besitzen scheinen. Ohne dies zu pauschalisieren, ist Komasaufen, Chillen und Chatten bei 18-20-Jährigen heute deutlich beliebter als in den 80er Jahren. Liesse sich ein BGE unter solchen Voraussetzungen stabil halten und weitgehend steuerneutral finanzeren?

Vielleich würde ein Ansparmodell als Anchubfinanzierung Sinn machen? Wer mindestens 7 Jahre einer sozialversichrungspflichtigen Tätigkeit nachgeht, begründet dardurch seine Anwartschaft auf das BGE - das ist natürlich keine Komplettfinanzierung, sondern sollte eher dazu dienen, Jugendliche 'erst mal' in den Arbeitsprozess zu integrieren.

Und dann braucht es ein langfristig tragbares Finanzierungskonzept, das tragfähig und transparent sein muss: Für jedermann muss erkennbar sein, dass arbeitslose Bezieher des Grundeinkommens nicht die selbstverliebte Gemeinschaft der Werktätigen schädigt oder gar gefährdet.

Nicht zu vergessen: Wer das BGE als einziges Einkommen bezieht, muss davon seinen Lebensunterhalt bestreiten, d.h. er muss es den erhaltenen Betrag nahezu komplett wieder ausgeben. Damit 'pumpt' er (sehr vereinfacht) sein Geld in die Wirtschaft, anstatt damit z.B. auf Nahrungsmittelpreise zu spekulieren wie ein Teil der Heuschreckenfraktion. Kaufkraft und Binnennachfrage würden somit gestärkt.

Mein vorläufiges Fazit: Ein wirklich bedingungsloses Grundeinkommen hat weitaus mehr Vorteile als Schwächen. Doch es sollte auf Grundlage eines durchdachten Konzeptes eingeführt werden (also nicht wie der Euro als Grundlage einer faktischen Transferuniun).
Zu diesem Konzept gehört auch die Vermeidung von Ungerechtigkeiten: der staatlichen Unterstützung von Familien stehe ich durchweg positiv gegenüber - sie darf aber nicht soweit führen, dass Alleinstehende soweit benachteiligt werden, dass sie für Partner- und Kinderlosigkeit bestraft werden (z.B. durch erhebliche Wettbewerbsnachteile am Arbeitsmarkt).

Wie das geschehen könnte? Ein paar Antworten gibt der Film "Grundeinkommen":


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