Donnerstag, 21. März 2013

Italiens Supervulkan beunruhigt Wissenschaftler

Es geht nicht um den Vesuv, sondern um die sog. Phlegräischen Felder (Campi Flegrei = brennende Felder)- ein ca. 20 km westlich des Vesuv gelegenes Gebiet in der süditalienischen Region Kampanien von mehr als 150 km² Ausdehnung und mit hoher vulkanischer Aktivität. Der Boden auf den Feldern beherbergt unzählige Thermalquellen und Fumarolen; es gibt mehr als 50 Eruptionsherde. Die nicht sichtbare, eingesunkene Caldera liegt zu zwei Dritteln unter Wasser und stellt einen der 20 Supervulkane auf der Erde dar. 2008 wurde entdeckt, dass die Phlegräischen Felder und der Vesuv in zehn Kilometern Tiefe eine gemeinsame Magmakammer von besitzen.

Bei einer supermassiven Eruption ca. 37.200 Jahre v. Chr. wurden ca. bis zu 150 km³ Tephra (pyroklastische Sedimente) ausgestoßen; sie entspricht damit einem Vulkanexplosivitätsindex (VEI)-Wert von 7. Damit kann sie sich mit den stärksten überlieferten Eruptionen in historischer Zeit (allem voran Tambora 1815, aber auch Krakatau 1883) messen. Bei einem weiteren Großausbruch vor 15.000 Jahren wurden 40 km³ Material ausgestoßen und 1000 km² Bodenfläche zerstört. Der letzte größere Ausbruch fand im Jahre 1538 statt. Er dauerte acht Tage, und aus dem ausgeworfenen Material entstand ein neuer Berg – der Monte Nuovo – und der angrenzende Lago d'Averno, ein mit Wasser gefüllter Vulkankrater, wurde vom Meer abgeschnitten.

Warum die Bezeichnung 'Supervulkan'?
 Die WELT legt dar, dass Supervulkane als primäres Merkmal einen Explosivitätsindex der höchsten Stufe 8"haben. Bei einem Ausbruch würden sie mehr als 1000 Kubikkilometer Material herausschleudern. Bekanntestes Beispiel ist der Vulkan unter dem Yellowstone-Nationalpark, der vor über zwei Millionen Jahren mehr als 2000 Kubikkilometer Material ausspie.
"Streng genommen, haben die Phlegräischen Felder den Terminus Supervulkan nicht verdient. Denn bei einem gewaltigen Ausbruch vor etwa 37.000 Jahren spuckte der Vulkan "nur" maximal 350 Kubikkilometer aus – das reicht nur für die Explosivitätsstufe 7. Aber die Medien nehmen den Begriff nicht so genau", Die WELT, 10.3.13
Die "riesige" unterirdische Magmablase etwa 3000m unter der Oberfläche wölbt im Raum von Neapel seit den 1970er-Jahren immer wieder den Boden auf. Messungen zeigen, dass sich der Boden in der Region seit Ende 2012 um drei Zentimeter pro Monat anhebt – gegenüber sieben Zentimetern im gesamten vergangenen Jahr.
 Nachdem zuletzt verstärkt unterirdische Aktivitäten gemessen wurden, hat der Zivilschutz 2012 die Warnstufe erhöht und die Empfehlung ausgegeben, bestehende Pläne zur Evakuierung der Region auch auf Neapel auszuweiten. Jüngste Daten geben Anlass zur Sorge, denn der Vulkan regt sich wieder stärker. Ob es zu einem Ausbruch kommt, ist unklar. Die Folgen wären "apokalyptisch":
"Ein erneuter Ausbruch dieser Stärke hätte unvorstellbare Folgen: Neapel wäre vollkommen verwüstet, Tsunamis würden übers Mittelmeer rasen, Europa würde von dicker Asche überzogen; ein graue Schleier am Himmel den Sonnenschein verdunkeln, das Weltklima auf Jahre hinaus abkühlen..." (SPIEGEL, 'Neues aus der Geoforschung, 5.2.13)
Die Reaktionen der Medienlandschaft fallen sehr unterschiedlich aus: von Verharmlosung über Beschwichtigung bis hin zur Dramatisierung von Worstcase-Szenarien (z.B. "Die Erde bereitet sich auf eine gigantische Explosion vor...", Stimme Russlands) ist alles dabei. Diese Bandbreite an Bewertungen spiegelt vor allem eine gewisse Unsicherheit wider, auch bei den jeweils zitierten Fachleuten.
Ein mögliches Schreckensszenario - die Explosion einer Magmakammer wie vor 39.000 Jahren - wird jedoch als sehr unwahrscheinlich bezeichnet. 

Die Unruhe unter den italienischen Fachleuten hat allerdings noch einen anderen Grund - juristische Risiken:
"Im vergangenen Herbst verurteilte ein Gericht mehrere Erdbebenexperten zu langjährigen Haftstrafen. Sie hätten die Bevölkerung zu sehr beruhigt und nicht deutlich genug gewarnt, befanden die Richter."


Phlegräische Felder
Siehe auch:

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