Samstag, 23. November 2013

Epigenetische Prägung - Vererbung ist mehr als die Summe der Gene

Prof. Dr. Johannes Huber im Gespräch


Die Epigenetik befasst sich mit Eigenschaften von Organismen und Zellen, die zwar auf Tochterzellen vererbt werden, aber nicht in der DNA eines Lebewesens festgelegt sind. Epigenetiker gehen heute davon aus, dass durch bestimmte Veränderungen an den Chromosomen die Aktivität von Abschnitten oder sogar ganzen Chromosomen in ihrer Aktivität beeinflusst werden (epigenetische Prägung). Die DNA-Sequenz wird dabei jedoch nicht verändert.
Sondern Schaltermoleküle, Eiweiße und andere Signalstoffe der Zelle bestimmen, ob und wann Gene ein- oder ausgeschaltet werden. Diese epigenetischen Veränderungen steuern die Krebsentstehung, verursachen Probleme in der Stammzelltherapie und beim Klonen und bestimmen, welche Eigenschaften vom Vater und welche von der Mutter vererbt werden.

Professor Huber geht vor allem auf epigenetische Mechanismen ein, die bereits während der Schwangerschaft zum Tragen kommen und bestimmte Eigenschaften des werdenden Kindes ein erheblichem Ausmaß beeinflussen. Vor diesem Hintergrund kommt nicht nur der körperlichen, sondern auch der seelischen Wohlergehen der Frau während der Schwangerschaft eine besondere Bedeutung zu.

Die schwangere Frau sei vor Stress, Mobbing und ähnlichen Belastung zu schützen, weil solche Stress-Situationen weitervererben sich und so auf die spätere seelische Gesundheit des Kindes auswirken.

Auch in der Krebsforschung spielt die Epigenetik eine wachsende Rolle: Im Laufe des Alterungsprozesses ermöglichen epigenetische Veränderungen den Zellen, auf Umweltveränderungen und Einflüsse zu reagieren, ohne dass die DNA selber geändert werden muss. Diese Anpassung kann notwendig sein, doch entstehen auch viele Krebsarten unter anderem dadurch, dass die Gene für wichtige Reparaturenzyme oder Schutzmechanismen epigenetisch ausgeschaltet werden.

Bei aller Einsicht in solche Prägungsvorgänge wird man m.E. achtgeben müssen, dass die Eigenverantwortung des Individuums keine übermäßige Bagatellisierung erfährt. Ich denke da an Justiz und Strafvollzug - schon heute nehme ich mit Unverständnis zur Kenntnis, dass Täter nach Begehung einer schweren Straftat mehr öffentliche Zuwendung und Unterstützung zu erhalten scheinen als deren Opfer. Mich würde nicht wundern, wenn in fünf oder zehn Jahren die ersten findigen Rechtsanwälte den Versuch unternähmen, unter Verweis auf die epigenetische Schädigung eines Mandanten ein milderes Urteil für diesen zu erwirken.




Freitag, 22. November 2013

Universum ohne Gott?

 Philosophisches Quartett vom 28.11.2010

UFOs und staatlicher Kontrollwahn - ein konstruierter Zusammenhang?

Seit dem ‘Bekanntwerden’ der für unsere Politelite scheinbar überraschenden Fakten über die Bespitzelung und Kontrolle durch ausländische Geheimdienste stelle ich mir des öfteren die Frage: Wozu der ganze Aufwand?
Die Zielgruppen der Ausspähung machen deutlich: um Terrorbekämpfung geht es dabei kaum, jedenfalls nicht in erster Linie. Oder geht Angie heimlich destruktiven Bastelfreuden nach? ...bestimmt nicht.

Was kann es sonst für einen Anlass geben, um mit beträchtlichem Aufwand und um den Preis weltweiten Sympathieverlustes alles und jeden zu kontrollieren – in einem Ausmaß, das wir Normalbürger niemals ganz erahnen?
Verschleierung, Geheimniskrämerei, Manipulation und Kontrolle wachsen auf einem Holz; und es muss wohl ein außerordentlich brisantes Thema sein, mit einer ungeheuren Sprengkraft für den Bestand der gegenwärtigen Macht- und Kapitalstrukturen, um den gewaltigen Einsatz von AI, Ressourcen und Humankapital aus der Sicht derer zu rechtfertigen, die dafür verantwortlich sind. Was könnte das sein? 

In jedem Fall wird es um ein auch zukünftig sehr bedeutsames Thema gehen müssen – das die Menschheit nichtsdestoweniger schon seit vielen Jahrzehnten umtreibt. Hier tehen zugegebenermaßen mehrere zur Auswahl: verborgene militärische Potenziale, politische und soziale Transformationen usw. Meines Erachtens geht es um die Gestaltung des Weltbildes, also des alles umfassenden Paradigmas mit Konsequenzen für alle genannten und weitere Bereiche.
Den Ausgangspunkt könnte eine gefundene Antwort auf die Frage bilden: Sind wir allein im Universum? Sollte diese Antwort jemals gefunden (und der unvorbereiteten Öffentlichkeit bekannt werden), hätte dies gravierendste Auswirkungen für die gesamte Menschheit.
Richard Dolan hielt am 2. Mai 2013 folgende Rede globalen UFO-Phänomen auf dem diesbezüglichen ‘Citizen Hearing’:



Einige Statements daraus möchte ich nachfolgend aufgreifen:
"In meinen Augen stellen die Enthüllungen zu den Themen UFOs und ETs ein Paradoxon dar. Sie sind unmöglich – und doch unvermeidlich. … Etwas wird den Präsidenten zum Handeln zwingen. Er oder sie wird schließlich die lang erwartete Pressekonferenz abhalten und die Bombe platzen lassen, indem er etwas sagt wie: 
“Ich wurde vom Nationalen Sicherheitsrat und der Führung unseres Geheimdiensts darüber unterrichtet, dass etwas Wahres an den UFO-Phänomenen ist – dass manche UFOs tatsächlich physische Flugzeuge sind, die von keiner auf Erden bekannten Zivilisation hergestellt wurden.“
Die wirkliche Frage lautet: Was kommt jetzt? Wer sind diese Wesen sind und was sind ihre Absichten in Bezug auf die Erde bzw. die Menschheit? Sehr sehr schwer zu beantwortende Fragen – und was geschieht, “wenn so eine Antwort Informationen enthält, die zutiefst erschütternd sind?” 
"Die Absichten nicht-menschlicher Besucher zu erraten könne zu dem Resultat führen, dass einige von ihnen sich nicht besonders für die Menschheit interessieren."
Dolan sieht Anzeichen dafür, dass schon ein Mindestmaß an wissenschaftlicher Nachforschung dem Einfluss des Geheimdienstes unterliegt. Es klingt wie schlechte Science Fiction vom Bahnhofskiosk, aber mal ehrlich: ist es so undenkbar, dass die eingangs erwähnten Geheimdienste mit ‘ihnen’ kooperieren würden oder zur Kooperation gezwungen wären
Denkt man dieses Szenario auch nur für fünf Minuten weiter, ergeben sich erschreckende Implikationen in Bezug auf die Geschichte der letzten 50 oder 80 Jahre. 

Persönlich enthalte ich mich solchen Gedankenspielen, denn sie verursachen schlechte Stimmung und haben – bis heute – keine erkennbare Grundlage außer Spekulationen und verschwommene Fotos (jedenfalls habe ich noch kein UFO gesehen und bin auch nicht besonders scharf darauf).


Gerade im Internet lassen sich ausufernde Spekulationen nicht unter Kontrolle halten. Das ist aber auch nicht notwendig – solange aus ihnen keine Gewissheit wird, sondern ihnen stets ein dubioser Anschein anhaftet. Ist es so unvorstellbar, dass die hektische Ablenkungs- und Kontrollmaschinerie (unter anderem) genau dafür sorgen soll?

"…der Moment der Enthüllung wird der Öffentlichkeit vermutlich nicht die gewünschten Informationen über die Absichten der Aliens bescheren. Und das ist nur der Anfang der Probleme."
Gerade in diesem Punkt werden die Meinungen weit auseinander gehen – soweit, dass heftige Konflikte entstehen können. Gleichzeitig wird es Versuche geben, die Angst und das Misstrauen vor ‘Aliens’ zu instrumentalisieren: noch mehr Sicherheit und bessere Waffentechnologie müssen angeblich her - obwohl jede zur interstellaren Raumfahrt befähigte Zivilisation sich aller Wahrscheinlichkeit darüber scheckig lacht …oder eventuell provoziert fühlt.

Eine frühe und offensichtliche Frage mit weitreichenden politischen Auswirkungen wird lauten: „Wie haben Sie es geschafft, diese Informationen so lange Zeit geheim zu halten?“

Nun ja, Dolan beschreibt hinlänglich, wie alle gesellschaftlichen Bereiche gegen real existierende UFOs in Stelling gebracht wurden: der Gesellschaft wurde gesagt, es seien definitiv keine ETs oder Aliens hier.
"...eine Einstellung, die sich durch alle größeren Institutionen zieht. Durch unsere Bildungseinrichtungen von Grundschule über Universitäten bis hin zu postdoktoralen Ebenen. Durch unsere ganzen großen Nachrichtenagenturen, wo ein offen bekannter Glaube an UFOs eine Gefahr für die Karriere darstellt. Und natürlich durch unser wissenschaftliches Establishment und unsere politischen Strukturen."
Hier bahnt sich allerdings ein Wandel an, langsam lockert sich die verordnete Tabuisierung des UFO-Themas – notgedrungen, nachdem auch frühere Mitglieder von Regierungsorganisationen mehrerer Länder von persönlich erlebten Sichtungen berichtet haben. Auch setzt sich nach der Auffindung von 500 plus X Exoplaneten allmählich die Ansicht durch, dass es weitere potenziell bewohnbare Planeten in unserer relativen Nähe geben dürfte. Damit ist die Wahrscheinlichkeit bzw. deren Akzeptanz gewachsen, dass wir nicht allein sind.



HST-Aufnahme von Staubscheibe und Exoplanet 
(s. Einblendung rechts unten) um den Stern Fomalhaut

Dolan geht davon aus, dass die Menschen deutlich erkennen werden, wie "der nationale Sicherheitsapparat eine globale Kultur erschaffen hat, in der die Wahrheit unterdrückt wird". Als Folge davon werden Forscher untersuchen, wie die Glaubwürdigkeit all dieser Institutionen sowie unser Verständnis von Wahrheit untergraben worden sei - und für die "UFO-Vertuschung" verantwortlich sei.

Sicher, die Machtstrukturen werden kritisch hinterfragt werden, noch kritischer und drängender als bislang. Doch eine Enthüllung von solcher Tragweite hätte auch eine ungeheure Eigendynamik – sodass die unabänderliche Vergangenheit womöglich weniger im Fokus wäre.

Ob also so ein umfassender “kultureller und institutioneller Hausputz” stattfinden würde, bezweifle ich. Die Maschinerie der Heimlichkeiten und der Kontrolle besteht ja auf internationaler Ebene fort und deren Methoden werden nicht über Nacht ihre Wirksamkeit einbüßen.
"Es wird ein Moment sein, in dem die Welt sieht und erkennt, dass der Kaiser tatsächlich keine Kleider trägt. Die politischen Konsequenzen werden enorm sei…"
Das sehe ich anders. Die Kaiser haben ihre Kleider längst verkauft; wer dies jetzt nicht sehen will, wird es auch nicht wahrhaben wollen, sobald UFOs wie selbstverständlich am Himmel kreisen.
Das wirkliche Thema in der unmittelbaren Zeit nach den Enthüllungen wird sein: Wer kontrolliert den weiteren Verlauf dieser Story?

Es ist tatsächlich davon auszugehen, dass die Informationen von der anderen Seite so sparsam als möglich ausgegeben werden. Die PR-Leute der Regierungen werden die Situation unter 'nationalen Sicherheitsinteressen' weiterhin zu kontrollieren versuchen. Dennoch liegt Dolan mit der absehbaren Veränderung richtig:

"Doch dieses Mal könnten unabhängige UFO-Forscher ein öffentliches Gehör finden wie niemals zuvor. Wenn die offiziellen Sprecher irreführende oder falsche Statements abgeben, werden es unabhängige Forscher in der Zeit nach den Enthüllungen viel leichter haben, dies aufzuzeigen."
Allerdings wird die Welt vermutlich nicht nur zuhören. Sondern vielfältige Gestaltungsabsichten (z.B. der Raelisten und anderer sektenartiger Vereinigungen) erhalte rasenden Zulauf, während die bisherigen gesellschaftlichen Meinungspole sich radikalisieren werden.
"Wie sich alles entwickelt, wird die Zeit zeigen. Es gibt noch so viele andere Probleme ..."
Wohl wahr - Probleme haben wir mehr als genug: Raubbau an der Ökologie des Planeten, globale Finanzen, Energie und Krieg - aber auch kulturelle Auseinandersetzungen und ein wachsendes Gefälle zwischen reichen Minderheiten und verarmten Massen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass wir Menschen uns selbst zerstören, bevor etwaige Außerirdische uns kontaktieren oder ihre Anwesenheit bewiesen wird. 

Dolan äußert die Erwartung, dass im Zuge dieser UFO-Enthüllung durch die Regierungen endlich Fragen und Belange aller Menschen beantwortet werden anstatt nur jene einer kleinen Elite - durch Erhöhung des öffentlichen Drucks "von ganz unten ...  während wir in eine neue, bessere und reifere Phase unserer Existenz eintreten".


Dafür sehe ich keinerlei Anzeichen - hätte aber nichts dagegen, dass Optimisten wie Dolan Recht behalten...



***

Dienstag, 19. November 2013

Relativitätstheorie

Es ist in meinem Fall eher ein halbblindes Herantasten als ein wirkliches Verstehen, wenn ich die großen Themen und Fragen der theoretischen Physik oberflächlich streife.
Doch heute muss man 'relativistische Effekte' ja schon kapiert haben, um einen anspruchsvolleren ScienceFiction-Roman nicht im Blindflug zu lesen.


Die beiden nachfolgenden Dokumentationen eignen recht gut sich als Einstieg - sie erläutern, wie Albert Einstein die Theorie ausgearbeitet und begründet hat.

Allgemeine Relativitätstheorie



Spezielle Relativitätstheorie 




Ein Mythos taucht auf - Ägyptens versunkene Hafenstadt

ARTE-Dokumentation (2012)

Vor der Küste Ägyptens ruht auf dem Meeresgrund die antike Hafenstadt Herakleion - nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche, verschüttet unter Sand und Schlamm. 


Ausschnitt von Nordägypten mit den untergegangenen Städten Canopus, Herakleion und Menouthis.
Gelb =  ist versunkenes Land, die türkise Linie ist ein nicht mehr existierender Nilarm

Herakleion war Ägyptens wichtigster Seehafen nach Griechenland in den zwei Jahrhunderten zwischen 550 und 331 v. Chr. Nach mehreren Katastrophen ging die Stadt endgültig im 8. Jahrhundert n. Chr. unter.


"Über die Jahrhunderte verschob sich die Mündung des Nils, und an der Stelle, an der einst die Stadt gewesen sein musste, ist heute nur noch Wasser. Der französische Meeresarchäologe Franck Goddio wagt sich mit großer Beharrlichkeit an die Herkulesaufgabe, die versunkene Stadt wiederzufinden. Das Forschungsgebiet erstreckt sich über 150 Quadratmeter - halb so groß wie die Fläche der Stadt Leipzig. Die Sicht unter Wasser ist extrem schlecht, und die Reste der Stadt liegen versunken im Sediment. Nicht einmal ihr Name ist eindeutig. In den alten Texten ist mal von Herakleion, mal von Thonis die Rede."

Montag, 18. November 2013

Rhetorische Frage: Ist Deutschland noch souverän?

Das Prinzip der Volks-Souveränität bestimmt das Volk zum souveränen Träger der Staatsgewalt. Die Verfassung als politisch-rechtliche Grundlage eines Staates beruht danach allein auf der verfassungsgebenden Gewalt des Volkes.
Artikel 20 (2) des Grundgesetzes formuliert dies so:

Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
Also stehe einzig das Volk in seiner Gesamtheit stehe einzig über der Verfassung - kein Monarch und auch kein ausländischer Geheimdienst. Außerdem klingt die Gewaltenteilung an. Soviel zur Theorie...


Teilautonomes Besatzungsgebiet?

Mit aufgeregter Rhetorik sprechen aufgeregte Pressekommentare von einem "geheimen Krieg der USA", welcher von deutschem Boden aus geführt werde - und sie erwecken den Eindruck, als seien die Erkenntnisse darüber völlig neu und unerwartet.
Aus den von hier aus betriebenen Tätigkeiten der US-Geheimdienste folgert Herbert Prantl ("Wie souverän ist Deutschland?" - Süddeutsche.de vom 18.11.2013), dass auf deutschem Boden offenkundig zwei Staatsgewalten existieren - die deutsche und die amerikanische. 

Das journalistische Engagement zeugt zugleich vom Ausmaß der bisherigen Verdrängung: Seit seiner Kapitulation 1945 ist Deutschland nicht einen Tag souverän gewesen... lediglich das Konstrukt hat sich 1991 im Zuge der Wiedervereinigung verändert. Wird dies laut und deutlich gesagt, dann kommen natürlich Fragen auf:
"Das wiedervereinigte Deutschland soll kein souveräner Staat sein - was ist es dann? Eine Besatzungszone? Und wenn ja, von wem besetzt?"
Werfen wir doch einen Blick auf die Landkarte, auf der die Standorte der US Army in Deutschland eingezeichnet sind (Stand 2008):



Und dann schauen wir uns die Personalstärken der 'Gaststreitkräfte' an (Stand 2009) und vergleichen diese mit der Truppenstärke der Bundeswehr, die im Jahr 2012 noch 200.000 Soldaten betrug.


Land Soldaten
USA 56.680 (bis 2017
'nur' noch ca. 40.000 gepl.)
Großbritannien 18.602
Frankreich 3.582
Niederlande 610
Belgien 221
Gesamt
79.695
Nach dem Ende des Kalten Krieges müssen wir nicht länger vor dem 'großen roten Hund' beschützt werden, der womöglich im Vorgarten Amerikas wildern könnte. Die amerikanischen und britischen Streitkräfte nehmen demzufolge 'andere' Aufgaben wahr:


Panoramablick über die Ramstein Air Base

Die hier abgebildete Airbase Ramstein spielt nach einem Angaben des ORF und der Süddeutschen eine essentielle Rolle bei der Steuerung von Drohnen in Afrika (etwa Somalia), Pakistan und Jemen. Satellitendaten der Drohnen werden hier empfangen und an die steuernden Piloten in den USA übertragen. Überdies wird in Ramstein wird zukünftig die Einsatzzentrale des geplanten Raketenabwehrsystems der NATO installiert werden.

Richtig ist:

"Wenn die Deutschen das Schalten und Walten der US-Geheimdienste tolerieren, akzeptieren, respektieren, wirft das die Frage nach ihrer Souveränität auf."
Also steht 'unsere' Souveränität nicht nur wegen der plötzlich entdeckten Geheimdienst-Aktivitäten in Frage, sondern auch mit Blick auf die angelsächsische Militärstreitkräfte auf deutschem Boden. Allein das US-Militär kostet den deutschen Steuerzahler nach Recherchen der Süddeutschen mehrere hundert Millionen Euro - auf Grundlage eines jahrzenhntealten Abkommens (vgl. "Deutschland zahlt Millionen für US-Militär", Süddeutsche v. 16.11.2013)
Muss man daraus nicht folgern, dass deutsche Steuerzahler die amerikanische Militärinfrastruktur sowie die Koordinierung von Drohnenangriffen mitfinanzieren?
In Deutschland stationierte US-Soldaten sollen an Drohnenangriffen gegen Terrorverdächtige in Afrika beteiligt gewesen sein. Der Generalbundesanwalt prüft einem Medienbericht zufolge, ob er ein Ermittlungsverfahren einleitet.


Die juristischen Grundlagen, u.a. auch das Nato-Truppenstatut, sind hochkomplex und die entsprechenden Haushaltstitel gut versteckt. Wenn man dann noch bedenkt, dass die für Atomwaffen zuständige US-Behörde plant, eine neue Generation von Nuklear-Waffen in Deutschland zu stationieren - dann ist der Terminus 'Besatzungszone' nicht so weit hergeholt, wie es auf den ersten Blick scheint.-

Ohne solche und weitere Zugeständnisse (wie z.B. den € einzuführen) sowie die deutsche Teilnahme am Entstaatlichungsprozess durch die Europäische Union wären die Zwei-plus-Vier-Verträge vermutlich niemals zustande gekommen.

In diesem Kontext ist inzwischen die Rede von einer Postnationalisierung des Verfassungsrechts, einem europarechtlich überlagerten Grundgesetz und einer relativierten Staatlichkeit.
Der Nationalstaat sei  nicht tot, aber entzaubert - schreibt Prantl - aber das trifft doch nicht erst seit ein paar Tagen zu, seitdem sich alle Welt über Fakten aufregt, die lange zuvor offensichtlich oder zumindest absehbar waren.


Historischer Wandel in kaum bewusstem Ausmaß

Es wird höchste Zeit, lieb gewonnene Begriffe neu zu definieren: was bedeuten Souveränität und Autonomie heute, wo nicht nur die Deutschen einen beträchtlichen Teil ihrer Souveränitätsrechte an die EU abgeben? Damit nicht genug: offensichtlich bestehen vertrauliche "Sicherheitsvorbehaltsrechte", welche den westlichen Alliierten (insbesondere den USA und Großbritannien) nach wie vor erlauben, in einem geradezu rechtsfreien Raum innerhalb der Bundesrepublik aktiv zu werden.


Gleichberechtigte Partner? Wenn die Bundesregierung es hinnimmt, dass die USA von deutschem Boden (= "Hauptstationierungsland") aus "Krieg führen" (Prantl), dann tut sie dies, weil ihr schlichtweg nichts anderes übrig bleibt. Insoweit gilt wirklich das traurige Prinzip:

"Souverän ist, wer vergisst, was nur schwer zu ändern ist."
Wie Prantl und andere feststellen, wissen das deutsche Volk und die deutsche Volksvertretung fast nichts davon, "dass von Deutschland aus US-Drohnen gesteuert werden, dass hier eine US-Logistik zur Folterung und Exekution von Menschen sitzt". Dieses rigorose Schalten und Walten legitimiere sich allenfalls zum Teil durch Verträge, also durch das souveräne Verhandeln zweier Staaten. Daraus folgt:
"Es existieren offensichtlich zwei Staatsgewalten in Deutschland: erstens die deutsche, und zwar in der Gestalt, die ihr die EU- und andere Verträge gegeben haben; daneben zweitens die US-amerikanische, in nicht genau bekannter Form."
Doch es sind nicht nur staatliche Strukturen und Institutionen aktiv: Im Auftrage des amerikanischen Geheimdienstes sind hierzulande mehr als 200 Firmen "steuerfrei unterwegs, um zu spionieren", müssen wir uns von Gergor Gysi belehren lassen.
Die durch das Völkerrecht geschützte Souveränität wurde in Europa als Folge der beiden Weltkriege längst ad absurdum geführt, wie u.a. Finanzminister Schäuble bereits vor zwei Jahren feststellte. Dabei geht es um einen historischen Wandel, dessen Ausmaß vielen Bürgern kaum bewusst ist.


Ist Tapferkeit vor dem Freund angebracht?

Und nun? Bilden wir uns allen Ernstes ein, unsere Politiker könnten gegenüber den USA energischer auftreten? Dazu erklärte Peter Scholl-Latour bereits im Juli:

"Da werden vor allem auch wirtschaftliche Rücksichten genommen, man befürchtet amerikanische Sanktionen. Die USA sind eben ein ungeheuer wichtiger Wirtschaftspartner..."
Positiv ist, dass nun endlich eine Bestandsaufnahme geschieht: Mit intensiven Recherchen decken Journalisten (und nicht zuletzt mutige Menschen wie E. Snowden) auf, wie die USA u.a. Deutschland als Plattform für ihren Kampf gegen den Terror benutzen. 
Wir sollten nur nicht so naiv sein und erwarten, dass sich als Folge dieser 'Enthüllungen' etwas an diesen Gegebenheiten ändert.

Ein weiterer Aspekt: Spielt Deutschland nicht ein z.T. ähnliches Spiel mit südeuropäischen Staaten, denen es infolge einseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeiten weitreichende Vorschriften macht (z.B. wenn den Griechen eine Volksabstimmung untersagt wird)?

Und warum agieren 'wir' so (teils über die Institutionen des 'vereinigten' Europa)? Weil es unseren Interessen dient und weil wir es können. Gleiches dürfte auf die Briten und Amerikaner zutreffen.

Hat die fehlende Souveränität letztlich geschadet? 

Abschließend gehört es - auch im 68. Jahr nach Ende des 2. Weltkriegs - dazu, an die kausalen Zusammenhänge zu erinnern, welche zum Verlust der deutschen Souveränität führten:


"Den deutschen Drang nach mehr Anerkennung hat die Welt genau zweimal genossen: Als Kaiser Wilhelm II. sich von der Bismarckschen Bündnispolitik verabschiedete und sein Kaiserreich zum Hauptverursacher des Ersten Weltkrieges avancierte. Und später, als Hindenburgs Machtgeschenk an Hitler diesem und seinen Deutschen die Freiheit gab, die bislang furchtbarsten Verbrechen an der Menschheit zu begehen – als parallele Handlungsstränge zu seinen Angriffs- und Vernichtungskriegen sozusagen.
[...] Der Kalte Krieg hatte für das geteilte Deutschland den Vorteil, daß die im Kaiser- und im »Dritten« Reich zur Selbstvernichtung Deutschlands führende Souveränität durch einen Bündniszwang mit dem jeweiligen Alliierten ersetzt wurde – was zumindest in Westdeutschland zu einer längeren Periode der Demokratisierung führte – wenn auch von den Siegermächten bewirkt." Marc-Thomas Bock, "Souveränität, die es niemals gab"
Die politische Gegenwart Deutschlands kann und darf folglich nicht losgelöst von seiner Geschichte betrachtet werden, insbesondere von den Genoziden und Angriffskriegen des NS-Regimes.
Nun scheint es zwar, dass die Deutschen ihre Lektion aus der Geschichte wenigstens teilweise gelernt haben - und doch wir dürfen uns nicht wundern, dass ein gewisser Rest an erfahrungsbedingtem Misstrauen bis in unsere Zeit fortbesteht.
Nur würde ich mir wünschen, dass diese Dinge wieder beim Namen genannt und nicht hinter einem diffusen Szenario namens 'Anti-Terror-Kampf' verborgen werden. Als Marc Th. Bock die Frage "Hat diese fehlende Souveränität letztlich jemandem geschadet? implizit mit Nein beantwortete, ahnte er freilich noch nichts von den jüngsten Erkenntnissen, die auch eine geostrategische Instrumentalisierung Deutschlands durch 'andere' nahelegen.
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Nachtrag (Juni 2014)

Sonntag, 17. November 2013

The Work - das Ende aller Probleme?!

Vielen 'Ab heute mach' ich alles anders'-Methoden stehe ich zwar nicht ablehnend, aber doch skeptisch gegenüber – soweit es mich selbst betrifft und weil ich meinen inneren Schweinehund aus vielen praktischen Erfahrungen kenne (das ist keine Überzeugung, sondern eine Feststellung:)

Meist verläuft solch ein Aha-Erlebnis für mich in drei Schritten ab:
  1. Die Analyse (‘Selbsterkenntnis, Umwandlung der Opferrolle in ein Verständnis dessen, was ich selbst verursacht habe) klappt recht gut, vielleicht sogar zu gut (zu viel auf einmal erkannt)
  2. Die Ableitung von Vorsätzen findet zwar statt, aber schon etwas gebremst – denn mit fast 50 kenne ich mich samt meiner (Stärken und) Schwächen…und ich weiß sehr genau, dass jeder neu gefasste Vorsatz ein weiteres Messinstrument ist, dass ich ‘ab morgen an mich anlege.
  3. Die Realisierung lässt sich als exponentielle Reduzierung visualisieren: in dem Maße, wie mich der Alltag wieder packt, bleiben die an sich positviven Vorsätze auf der Strecke (ja ich weiß, dass ich selbst es zulasse, dass ‘er’ mich wieder im Griff hat – doch wenn sie ehrlich sind, können sich die wenigsten Menschen mal eben von ihren Alltags-Zwängen und –nöten befreien. So ein Rundumschlag wäre zwar toll, doch wen müsste ich nicht alles vor den Kopf stoßen, wollte ich überall dort ‘eine neue Wahl treffen’, wo dies wünschenswert erscheint…).
Lange Rede, kurzer Sinn: Mein gesamtes Leben als Folge eines Selfmanagement-Vortrages umkrempeln, kann 8ch nicht …und möchte ich vielleicht auch gar nicht, schließlich ist bei weitem nicht alles negativ besetzt, was ich bisher so getrieben habe.
Warum schaue/höre ich mir solche Vorträge dennoch ab und zu an? Nun, ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es eine Strategie vieler kleiner Schritte geben könnte – die zu ihrer Wirksamkeit zwar auch eine Konsequenz im Denken und Handeln erfordert, dabei aber verdaut werden kann und deshalb nicht an den Klippen des Alltags zerschellt.
The Work von Byron Katie ist so ein gut verdauliches Handwerkszeug, das auch aber bei weitem nicht nur im psychotherapeuthischen Umfeld zur Anwendung kommt.

Ausgangspunkt: 
Das einzige Leiden ist ein verwirrter Geist”:
  • Menschen leiden, wenn sie stressbehaftete Überzeugungen haben.
  • Das Hinterfragen dieser Überzeugungen kann positive Veränderungen bewirken kann.
(Wie leicht konditionieren wie uns mit Aussagen wie ‘Ich habe damit ein Problem’, wodurch erst die subjektive Bewertung eines Sachverhaltes eine hartnäckige Überzeugung in uns entstehen lässt.)

Die Methode The Work soll anhand von vier Standardfragen den Wahrheitsgehalt einer  Überzeugung überprüfen, welche Leid verursacht. Mit diesen vier Fragen kann man hinterfragen,

  • inwieweit diese Überzeugung ungünstige Auswirkungen auf den persönlichen Zustand hat
  • und wie der persönliche Zustand ohne diese hinderliche Vorstellung wäre.
Das Ziel: feste Überzeugungen hinterfragen, belastende Gedanken erkennen, darüber neue Vorstellungen  entwickeln und Umstände oder Beziehungen in einem anderen Licht wahrnehmen.

Ausgangspunkt der Analyse mit The Work ist ein eigenes Urteil über sich selbst, über einen anderen Menschen oder über einen Lebensumstand. Die diesbezüglich durch die Fragen ausgelöste Innenschau kann als Hilfe zur Selbsthilfe betrachtet werden. Damit die sich selbst prüfende Person nicht aus der Frageroutine ausbricht, wird die Methode The Work schriftlich angewandt. Die vier Standardfragen lauten:
  1. Ist das wahr?
  2. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
  3. Wie reagierst du (was passiert in dir), wenn du diesen Gedanken glaubst?
  4. Wer wärst du ohne den Gedanken?
Diplom-Psychologe und Buchautor Robert Betz ( zur Person) greift diese Methodik auf, erläutert sie und nennt Anwendungsbeispiele:




Das Angenehme daran: auch ‘Kopffüßler’ kommen dabei auf ihre Kosten, denn sie erhalten ein vortreffliches Werkzeug für ihren Verstand, der bislang zwar vielleicht gut funktionierte, aber ‘verschwenderisch’ für zu viele alte, negative Gedanken und deren fortwährende Bestätigung.

Tipps zur Anwendung...und was bitte sind 'Arschengel'?:
  • Gedanken schriftlich festhalten, sonst verpufft die Wirkung binnen weniger Minuten…wir tricksen uns zu leicht aus…
  • Beobachterhaltung: Routinetätigkeiten nutzen, um sich selbst zu beobachten und ‘Gedachtes’ notieren…Aha-Erlebnisse sind garantiert...
  • Beim vierten Schritt ist die eigene Vorstellungskraft gefragt; hierbei kann es helfen, sich drei konkrete Situationen auszudenken, in denen man ohne den betreffenden Gedanken 'auskommt'. Das Resultat kann, je nachdem, eine geradezu befreiende Wirkung haben - sobald man für sich realisiert, um wie vieles einfacher man es sich macht, wenn man auf eine unangebrachte Überzeugung verzichtet bzw. verzichten würde.
  • Nachfolgender, deutlich kürzerer Vortrag wendet The Work auf zwischenmenschliche Beziehungen an. R.Betz hat eine interessante Bezeichnung für jene Menschen in unserem Leben, über die wir uns wiederholt ärgern, aufregen und stressen: er nennt sie liebevoll "Arschengel", denn wir halten sie für das erstere, sie erweisen sich jedoch oft als Engel? Mein früherer Vorgesetzer soll ein Engel gewesen sein? In  gewisser Weise kann man das so sehen, denn sein cholerisches Verhalten hat mich durchaus auf bestimmte Eigenheiten meiner Person hingewiesen...

So einfach kann es doch nicht sein!?

Unser Verstand ist auf Komplexes, Schwieriges programmiert – und auf Gewohntes. Es erfordert keinen gewaltigen Paradigmenwechsel, sich auf die Anwendung von The Work einzulassen – in dem Maße und auf die Anwendungsfelder bezogen, wie man es selbst für zweckmäßig erachtet.
Dabei ist mir besonders wichtig, dass mir keine künstliche Überzeugung antrainiert wird: kein zwanghaft positives Denken, kein Aufsagen nicht wirklich für wahr erwarteter Mantren wie “Ich bin ein herrliches Wesen”, “Ich bin ein Gänseblümchen” oder "Alles wird gut! Und auch keine Übungen vorm Spiegel, bei denen zumindest ich mir bescheuert vorkomme (was ein interessantes Anwendungsbeispiel für The Work wäre…).
Es geht also nicht darum die Lebenssituation zu akzeptieren und nichts mehr zu verändern. Vielmehr sollen 
"...feindselige Haltungen gegen die gegenwärtigen Umstände nicht länger aufrechterhalten werden, welche in endlos belastende Grübeleien münden, die ihrerseits wiederum die Lebensqualität verschlechtern".

Abnicken und akzeptieren?

Tatsächlich kann The Work kann missverstanden und irrtümlich als “eine von Apathie gekennzeichnete Abnickhaltung” interpretiert werden. Eben darum geht es aber nicht bei dieser Methode – es kommt halt darauf an, wie und worauf sie angewendet wird. The Work eignet sich nicht dazu, objektive Mißstände (Erkrankungen, Schulden, usw.) zu beseitigen - ein somatisches Leiden lässt sich nicht weg-analysieren, sondern erfordert einen Arztbesuch.
Doch es hilft enorm, subjektive Überzeugungen zu entlarven, man habe ein Problem (welches aber allein in dieser Überzeugung besteht bzw. durch sie hervorgerufen wird.)

Robert Betz und auch Byron Katie gehen in ihren sonstigen Vortragsinhalten noch weiter und empfehlen, alle Lebensumstände "in Liebe anzunehmen"...sorry, aber dazu reicht es bei mir nicht. Schon das Beispiel im o.a. Video ("Wenn Sie nicht schlafen können, dann sollen Sie auch nicht schlafen, sondern wach sein") läuft schon nach wenigen Tagen frontal gegen eine Wand.

Die Eingangsfrage 'Das Ende aller Probleme?' ist auch mit The Work fairerweise zu verneinen. Buchtitel wie "Wer wäre ich ohne mein Drama? (B. Katie) suggerieren, wir seien lediglich ein Volk von Selbstdarstellern seien, deren 'Probleme' vorwiegend auf falschen Überzeugungen basieren. Da ist zwar auch viel Wahres dran, aber ganz soo einfach ist es dann doch nicht. Eben darum ist The Work hilfreich für mich - bei der klaren Unterscheidung von subjektiven (und evtl. falschen oder verzerrten Überzeugungen) und tatsächlichen Herausforderungen, die eine sachgerechte Reaktion erfordern.
 Dass 'sachgerecht' nicht z.B. heißt, bei andauernden Kopfschmerzen andauernd Tabletten einzunehmen, steht auf einem anderen Blatt. Bei einem PKW schalte ich ein Warnsignal auch nicht ab, sondern suche und behebe die Ursache...dann erlischt auch das Warnsignal...

The Work ist nicht mehr und nicht weniger als schonungslose Selbstreflexion - anstatt sich als Opfer anderer zu verstecken, wird man immer auf sich selbst zurückgeführt. Auf diesem Wege wird emotionaler Stress deutlich reduziert - in dem Maße, wie man sich selbst unangebrachten Überzeugungen unterworfen hat.
Bedenklich finde ich dagegen, wenn mit Schlagworten wie "Auflösung von Depressionen" für eine Selbsterkenntnismethode geworben wird. Es gibt nun mal seelische Erkrankungen, die eine therapeutische Behandlung erforderlich machen - innerhalb der auch eine Methode wie The Work als ein Baustein zur Anwendung kommt. 

Abschließend ein persönliches Beispiel:
Früher habe ich es gehasst, Präsentationen stehend vor einer Gruppe zu halten, denn im Laufe meines Vortrages 'wurde ich' von abschätzenden Blicken verunsichert. Dies hatte durchaus einen sachlichen Grund (ich bin ziemlich groß), mein Problem war aber die subjektive Überzeugung, dass sich mein Auditorium an meiner körperlichen Länge stören würde. 
Ein Coach machte mich während eines Seminars erstmals mit The Work bekannt; und mir wurde einiges klar:
Zwar bin ich 'etwas' größer als der Durchschnitt. Doch das stört niemanden ernstlich, außer vielleicht in den ersten Minuten des Kennenlernens - bei einer Präsentation kommt es auf Inhalt und Darstellungsweise an, aber nicht auf die körperlichen Vorzüge des Vortragenden.
Es besteht also keine Notwendigkeit, mir derartiges einzureden - denn ohne diese Gedanken vermag ich meine Präsentation deutlich unbefangener zu halten.
Seitdem bin ich zwar immer noch nervös vor einem solchen Vortrag, aber ich rede mir keine 'schiefen Blicke' mehr ein...


Samstag, 16. November 2013

Aktuelle archäologische Entdeckungen (in Deutschland)

Man hat kaum die Chance, in allen wissenschaftlichen Fachgebieten up to date zu bleiben, deshalb frage ich mich manchmal: Was nützen 'uns' die vielen neuen Erkenntnisse und Entdeckungen, wenn niemand mehr in der Lage ist, die vielen losen Enden zusammenzufügen und holistisch zu interpretieren?
Gibt es überhaupt noch Personen, die einen nahezu vollständigen Überblick haben und behalten?
Beispielsweise suchen Taucher am Bodensee mit seinen berühmten Pfahlbauten Taucher nach weiteren Überresten und hoffen, anhand der Jahresringe der verbauten Stämme die Siedlungen zeitlich näher definieren zu können. 
"Bis heute lässt sich nur sagen, dass für fast 5000 Jahre das Haus mit Seeblick schwer en vogue war."
Das ist ja toll... 

Diese zweiteilige Dokumentation über 18 wichtige Ausgrabungsstätten auf deutschsprachigem Boden lüftet nur einen winzigen Zipfel dieser gewaltigen Decke:

Sonntag, 10. November 2013

Erklären historische Klimadaten die Entstehung der Zivilisation?

Kälteschub soll die Entstehung der ersten Hochkulturen erzwungen haben

Das klingt als wollte jemand behaupten, die Entdeckung eines Fussballplatzes habe zum Erlernen des Fußballspiels verholfen - die Anlagen bzw. Voraussetzungen dazu müssen bereits vorhanden gewesen sein...

Eine neue Studie v. Shaun Marcott von der Oregon State Universityüber den Einfluss, den das Klima auf historische Ereignisse nahm, liefert eine erste umfassende 'Weltgeschichte der Temperatur von 9300 v. Chr. bis heute'.

Möglicherweise gab es für den 'Garten Eden' eine reale Vorlage: jedenfalls war es 7000 bis 4000 vor Christus war es im weltweiten Durchschnitt muckelig warm, so die Veröffentlichung im Wissenschaftsmagazin "Science":
Doch dann kühlte das Klima langsam ab, einige Umschwünge sorgten für historische Umwälzungen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird es wieder wärmer, teilweise aufgrund des Ausstoßes von Treibhausgasen durch menschliche Technologie. Am Ende dieses Jahrhunderts dürfte der CO2-Ausstoß die Globaltemperatur den geltenden Prognosen die höchsten Werte seit der letzten Eiszeit erreichen.

Derart genaue Angaben zum Temperaturverlauf - basierend auf einer Zusammenführung von 73 natürlichen Klimaarchive (meist aus Schlammschichten im Meeresboden) sollen den Zusammenhang zwischen Temperaturentwicklung und Entstehung der ersten menschlichen Zivilisationen aufzeigen. Das Bestimmungsverfahren der Temperaturreihen ist hier grob erläutert:
Die neue Studie zeigt, dass sich das Weltklima ziemlich genau um 3000 vor Christus stetig abzukühlen begann. Immer höher auflaufende Sturmfluten wurden zu Vorboten der dramatischen Wende -  die Sintflut-Erzählungen könnten damals entstanden worden sein.
"Aus Zentralasien flohen ganze Völker gen Süden nach Indien und China - und nach Ägypten und Mesopotamien...das miese Klima, das dort die Entstehung der ersten Hochkulturen bewirkte, ...zwang wohl zum Zusammenhalt: Der Mangel an Weideflächen und Wild habe die Vorteile von Kultivierung und Bewässerung offensichtlich gemacht und Menschen veranlasst, Landwirtschaft zu treiben..."
Diese Vermutung des britischen Klimahistorikers Hubert Lamb in den achtziger Jahren wird durch die neuen Daten augenscheinlich bestätigt. 

In Mesopotamien entstand erstmals eine 'moderne': die Sumerer erfanden eine Schrift, schufen eine gewaltige Infrastruktur mit befestigte Städten und Bewässerungsanlagen ... war es Not, die erfinderisch machte?
Die Notlage von Menschen, die aus vertrockneten Ländern verdrängt worden waren, soll jedenfalls den Aufstieg der neuen Städte bewirkt haben. Erst ihre massenhafte Beschäftigung habe Landwirtschaft in großem Stil ermöglicht - und letztlich auch den Bau der Pyramiden, deren Bau etwa 2700 vor Christus begonnen wurde.

Für meinen Geschmack klingt diese These einerseits sehr nach 'kultureller Evolution - d.h. der klimabedingte Selektionsdruck habe aus dem kulturellen Potenzial von Menschen einen Überlebensvorteil gemacht. Doch jede evolutive Veränderung derart komplexen Ausmaßes benötigt Zeit, viel Zeit. 
Dies gilt insbesondere dann, wenn angeborene Fähigkeiten erst durch Lernen und Erfahrung ergänzt und erweitert werden müssen.
Vermutlich haben sich in früheren Jahrtausenden ebenfalls gewaltige Klimasprünge ereignet - trotzdem kam es nicht zu einer 'verfrühten neolithischen Revolution'. deshalb sind klimatische Veränderungen m.E. allenfalls einen Teil der Ursache für die plötzliche Enstehung der frühesten (?) Zivilisationen...

Freitag, 1. November 2013

Dürfen wir Tiere essen?

Richard David Precht diskutiert mit dem katholischen Philosophen Robert Spaemann ("Sterbehilfe ist nur ein anderes Wort für Töten.") über die Frage: "Dürfen wir Tiere essen?" Spaemann hält den Verzehr von Fleisch zwar für gerechtfertigt - entsprechend der christlichen Auffassung, dass Gott auch die Tiere geschaffen habe, damit der Mensch sie sich zu Nutze mache.
Allerdings spricht er sich immerhin gegen die moderne Massentierhaltung aus und unterstützt ein Verbot, Primaten zu töten.

Ich habe vor einigen Jahren einer Hausschlachtung beigewohnt - verglichen mit den Zuständen in der Fleischindustrie eine gemäßigte Variante zur Gewinnung von Fleisch.
Trotzdem: vielleicht waren es wirklich nur die zuckenden Nervenenden des längst getöteten Schweins - aber ich war entsetzt. Mich hat berührt, in welcher Geschwindigkeit ein lebendes, fühlendes Tier in einen Berg Fleisch verwandelt wurde.

Hat sich mein Essverhalten dadurch verändert? Ja und Nein: Zwar ist mein Fleischverzehr seit diesem Ereignis um 80 bis 90 Prozent zurückgegangen. Aber ich bin nicht wirklich konsequent: von Zeit zu Zeit packt mich der Hunger auf ein leckeres Steak. 
Es hilft beim Verdrängen, bei dem Vorgang der Schlachtung nicht anwesend zu sein...